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– einer von den alten Mättelern
Christian Ammann Senior absolvierte eine Spenglerlehre im damaligen Unternehmen Stettbacher, dessen Gründung auf die Jahrhundertwende zurückgeht. Nach dem Tode seines Lehrmeister Stettbacher konnte Ammann 1942 das Unternehmen übernehmen.
Nach seiner Ausbildung zum Spengler - Sanitärinstallateur in den Lehrwerkstätten der Stadt Bern, trat der Sohn Peter, mein heutiger Interviewpartner, als 2. Generation in den elterlichen Betriebes ein. 1970 bestand Peter Ammann das Sanitärmeisterdiplom. 1976 konnte er dann seinerseits den Betrieb vom Vater weiterführen. Mit der Übernahme 1979 des Spengler- und Sanitärbetriebes Niederhauser, samt Liegenschaft an der Wasserwerkgasse 12/14, konnte die neu gegründete Peter Ammann AG sich an diese Adresse wesentlich vergrössern und modernisieren.
Heute ist bereits die dritte Generation im Betreib, nach der Lehre als Spengler - Sanitärinstallateur in der Lehrwerkstätten der Stadt Bern, trat Sohn Christian Ammann jun. 1999 in den elterlichen Betrieb ein. Aber zurück zu Peter Ammann, dem jetzigen Inhaber.
Peter Ammann muss man den Mätteler tatsächlich nicht mehr vorstellen. «Ich habe nicht so viel Zeit. Ich muss um 11.00 in der Spysi sein», begrüsst er mich.
«Kein Problem, dann drehen wir den Hahnen auf.» Persönlich kenne ich Peter Ammann seit vielen Jahren und bis vor wenigen Jahren war es für mich immer der Herr Ammann. Erst vor wenigen Jahren sind wir zum Du übergegangen.
Peter ist ein engagierter Mensch. Nebst seinem Betrieb an der Wasserwerkgasse ist er auch im Vorstand in der Verwaltungskommission und Baukommission der Gemeinnützigen Baugenossenschaft in Bern dabei.
Da die GBB im 2011 hundert Jahre alt wird, ist das für Peter natürlich auch in unserem Gespräch ein zentrales Thema.
«Was ist eigentlich das Ziel der GBB?»
«Das Ziel der GBB ist, günstigen Wohnraum zu schaffen und die Wohnungen und die Häuser in der Matte der Spekulation zu entziehen. Wir haben aber Preislimiten, wenn wir ein Haus kaufen wollen, denn um jeden Preis müssen wir ein Gebäude nicht haben. Manchmal ist es schade, wenn uns eine Liegenschaft durch die Latten geht. Dies haben wir dann einfach zu akzeptieren. Die GBB ist eine Handwerkervereinigung, die sich zum Ziel gesetzt hat, günstige Liegenschaften zu kaufen und daraus preiswerten Wohnraum zu schaffen. Wir renovieren die Liegenschaften sanft und nur gerade, soviel wie wir verkraften können. So haben wir an der Badgasse die Wohnungen 49 und 51 im 2009 und 2010 renoviert. Dabei werden die Wohnungen nicht alle auf einmal, sonder «na dis na» instand gestellt. Die Wohnungen an der Badgasse sind ja auch schon ältere Semester, sodass eine Renovation bestimmt angebracht ist.»
«Wie viele Wohnungen hat die GBB eigentlich?»
«Es sind rund 250 Mietobjekte in der ganzen Matte. Dies sind Wohnungen, aber auch Gewerberäume, auch das Berchtoldhaus gehört zur GBB.»
«Sind eigentlich die Wohnungen und Gewerberäume der GBB alle in der gleichen Verwaltung?»
«Es sind zwei Verwaltungen, die von Fischer AG und die Gewerbetreuhand.»
«Du sagst, dass das Berchtoldhaus auch zur GBB gehört?
«Ja genau.»
«Jetzt ist doch neu das Theater Matte drin. Hat das Theater Matte Subventionen von der GBB bekommen?»
Peter Ammann lacht schallend.
«Auch die Theaterleute müssen Miete bezahlen. Wir sind ihnen etwas entgegen gekommen, aber gratis. Stell dir vor, was das für eine Gerede gäbe, das wäre nicht gut für uns und die andern Mieter und auch für die Theaterleute nicht. Klar sind sie in der Mattenenge wie an vielen andern Stellen in der Matte vom Hochwasser gefährdet. Aber das wissen die Leute, die das Berchtoldhaus gemietet haben, genauso wie alle anderen hier unten auch.»
«Werden denn die renovierten Wohnungen teurer?»
«Die Mieten werden sicher angepasst, aber es ist immer noch ein Mietzins, den man zahlen kann. Es geht nicht darum, die Mieten in die Höhe schnellen zu lassen, denn das kann kein Ziel der GBB sein.»
Peter Ammann ist Mätteler, wenn er auch nicht im Quartier wohnt. «Wenn man mehr als 30 Jahre in der Matte ein Geschäft hat, dann gehört man wirklich schon zur Matte. «Hier kenne ich die Leute und hier gefällt es mir auch. Die Vielschichtigkeit und die Vielseitigkeit dieses Quartieres macht es für mich sehr spannend. Ich höre viel, was geredet wird. Ich kann gut zuhören. Wenn ich in einer Beiz sitze, vernehme ich einiges.»
Peter Ammann ist seit dem 6. Juni 1970 mit Irene verheiratet. Er hat eine Tochter, einen Sohn und drei Enkelkinder. Ammann ist gerne Grossvater und mag es auch, mit seiner Familie zusammen zu sein.
»Was hat sich verändert in den letzten 30 Jahren?»
«Die alten Mätteler sterben aus und die Jungen kommen nach. Das soziale Gefüge hat sich wirklich verändert. Auch der Verkehr hat sehr stark zugenommen. Trotzdem will ich keinen Poller, denn ich finde nach wie vor, mit etwas mehr Kontrolle könnte man das Ganze in den Griff bekommen.»
«Du hast zwei Hochwasser erlebt. Was machst du, wenn ein weiteres kommen würde?»
«Ich habe tatsächlich zwei richtige Hochwasser erlebt: 1999 und 2005. Für mich ist es klar, auch wenn es ein weiteres Hochwasser geben würde, bleibt für mich die Devise: Einmal Matte, immer Matte. Mit etwas weniger Wasser könnte ich allerdings schon leben. Es darf einfach nicht ins Haus laufen.» Wieder sehe ich sein verschmitztes Lachen.
«Ich bin natürlich froh, wenn ein vernünftiger Hochwasserschutz gebaut wird und wir aus der roten Zone herauskommen. Die Wertverminderung einer Liegenschaft schleckt keine Geiss weg. Das ist eine Tatsache und da darf man die Augen nicht verschliessen.»
«Glaubst du, dass wir aus der roten Zone herauskommen?»
«Es kann doch nicht sein, dass ein Unesco Welterbe wie die Stadt Bern, die Matte wegen baulichen Massnahmen verrotten lässt.» Für einmal spüre ich bei Peter nichts von seiner sonstigen Gelassenheit. Er wirkt ärgerlich.
«Wir haben von einer Einsprache abgesehen, da wir keine Liegenschaften verkaufen. Wir wollen aber wirklich schauen, dass die Wertverminderung nicht ins Unermessliche gleitet. Ich glaube, dass wir gute Chancen haben, aus der roten Zone heraus zu kommen.»
«Was würdest du in der Matte verändern, wenn du könntest?»
«Ich könnte mir viel mehr Geschäfte vorstellen. Eine Bäckerei, ein Metzger und vieles mehr. Dies wäre doch gar nicht so schlecht», meint er scherzhaft.
«Ja, da hast du recht. Eine Bäckerei fehlt wirklich, wenn auch der Fürst im Marzili nicht so weit weg ist.»
Leider blieb nicht mehr Zeit für unser Gespräch, denn an diesem Tag hatte die Spysi für diese Saison den letzten Tag offen. Dort ist Peter nämlich auch am Wirbeln. Er ist der «Gango», wie er selber mit einem Augenzwinkern sagt. Peter ist hilfsbereit, packt gerne zu.
«So, ich muss mich auf den Weg machen, die Leute in der Spysi warten auf mich. Ich werde heute am letzten Saisontag nochmals den Laufburschen machen.»
Er steht auf und bemerkt meinen Blick auf seinen Hosengurt. Mir sticht die eingeprägte Zahl 6670 ins Auge. Peter grinst und meint: «Diesen Gurt habe ich bekommen, damit ich meinen Hochzeitstag nie vergesse.»
«Ach, übrigens willst du meinen Bericht über dich noch durchlesen?», frage ich noch.
«Auwä, wenn er mir nicht passt, schreibe ich im nächsten Mattegucker ein Dementi oder eine Richtigstellung.» Wir lachen beide.
Peter verabschiedet sich und eilt die Treppe hinunter und hinauf in die Spysi in der Junkere.