Hank ShizzoeHank erscheint pünktlich um 11.00 in der «Mattegucker-Redaktion», obwohl er erst früh morgens nach einem Konzert ins Bett kam.
«Ist hier rauchfreie Zone?», fragt er mich als Erstes.
«Du hast es aber nicht weit, wenn du eine rauchen willst», erwidere ich. Hank schüttelt den Kopf: «Ich glaube ich halte es schon einen Moment aus.»

Hank Shizzoe wurde 1966 in Europa geboren. Ungefähr in der Mitte des Kontinents. Eines Tages fand er eine Gitarre und erlernte das Spiel auf derselben. Weil ihm dazu auch Worte einfielen, begann er diese zu singen. Gleichzeitig. Mittlerweile besitzt er mehrere Gitarren und hat deshalb auch zahlreiche Lieder verfasst. Mit seiner Band spielte er diese Lieder mit seiner Band und solo an 800 Konzerten in Europa und Amerika vielen Menschen vor. Seit 1994 hat er neun Studioalben und zwei Live-Doppel-CD/DVDs veröffentlicht. Hank Shizzoe lebt in Bern. Er mag Katzen, Berge, Pasta, Motorräder, die Meere, die Einöde, Dschungel, höfliche und freche Menschen und mancherlei Süsses. Der «Rolling Stone» über Hank Shizzoe: «Längst ist ja zumindest einschlägigen Kreisen geläufig, dass Hank Shizzoe der beste Roots-Rock- Songwriter und Gitarrenstilist ist, der nicht aus den USA kommt. Und dass er selbst dann noch zumindest einer der besten wäre, käme er aus dem gelobten Land.» Dies entnehme ich seiner Homepage: www.hankshizzoe.com.
Hank ist ein mitreissender Gesprächspartner. Er ist wendig, schnell und humorvoll. Wir lachen viel und manchmal versuche ich, eine kurze Frage zu stellen und bekomme dann eine ganze Geschichte geliefert. Ich höre ihm gerne zu, denn Hank hat etwas zu sagen. Er begann ein Englischstudium, brach es ab und darauf folgte ein JUS Studium. Als er mir vom Studium zum Juristen erzählt muss ich schmunzeln und doch hätte ich mir Hank als Verteidiger oder Anwalt gut vorstellen können. «Daneben habe ich als feier Kulturjournalist beim Zürcher Oberländer gearbeitet», sagt er nicht ohne Stolz. «Und nach vier Semestern habe ich schon wieder abgebrochen, denn auch dieser Weg war nicht der Richtige für mich. Obwohl mich Recht und Unrecht schon fasziniert.»
Hank ist vielseitig und einengen lässt er sich schon gar nicht. Imme wieder ist er auf der Suche nach Neuem. «Ich habe ein grosses Vertrauen ins Universum und ich lebe gerne. Ich bin beweglich, interessiert, neugierig, begeisterungsfähig und Routine stresst mich. «Er schaut mich aus seinen dunklen Augen listig an. «Ich würde dich auch als ein liebevolles Schlitzohr bezeichnen», wende ich ein. Ein kleines Lächeln huscht über sein Gesucht. «Je mehr ich weiss, desto mehr will ich wissen», sagt er unvermittelt.
«Was stresst dich bei andern?»

«Ich nerve mich über Ignoranz und Sturheit, aber auch Engstirnigkeit mag ich nicht besonders. Menschen, die nicht zuhören können und dann alles besser wissen, mag ich auch nicht.
Und natürlich kommen wir auf die Matte und das Theater Matte zu sprechen.

«Als ich nach Bern kam, wusste ich, dass die Matte eine Welt für sich ist. Ich wusste auch, dass du fremd bist wenn du von aussen in dieses Quartier kommst. Viele Berner haben mit der Matte nichts zu tun, ausser sie kennen jemand hier unten. Die Matte war für mich nie Ausgehmeile, auch als das Wasserwerk noch florierte. Weisst du, wenn man in die Matte geht, dann geht man aus der Stadt hinaus», sagt er schmunzelnd. «Und wir sagen, wir gehen in die Stadt, wenn wir in die Oberstadt müssen», ergänze ich. «Der konkrete Grund, dass ich der Matte gelandet bin, ist natürlich das Theater», fährt er weiter. «Es hat schon seinen Zauber und mir gefällt es sehr gut. Ich bin jedes Mal glücklich wenn ich über die Untertorbrücke in die Mattenenge fahre, um hier im Theater Matte zu arbeiten. Und noch etwas ist mir aufgefallen: Wenn du in die Mattenenge 1, dem Tor zur Matte fährst, dann realisierst du das Verkehrsproblem innerhalb einer Sekunde. Es hat so viele Autos, die zu schnell durchfahren, zu viel Verkehr – man könnte die Probleme anders lösen. Die Strasse zu überqueren ist schon fast lebensgefährlich. Aber ich bin wegen dem Theater Matte hier unten gelandet und nicht wegen den Verkehrsproblemen. Das Quartier gefällt mir sehr, auch wegen dem Dörflichen.»

Was machst du eigentlich im Theater Matte?
«Ich habe im Theater Gurten in Mäusen und Menschen 2008 mitgespielt. Langsam aber sicher hat mich das «Theatergen» gepackt. Vor rund einem Jahr habe ich mit Livia über das Theater Matte gesprochen. Markus und Livia haben mich angesprochen, ob ich mitmachen möchte. Lange überlegen musste ich nicht, und seither bin ich dabei … Das wäre wirklich doof gewesen hier nicht mitzumachen – und seither «Helmvisier runter und los.» Wieder schaut er mich aus seinen Augen pfiffig an.
«Ich bin Musiker und PR-Beauftragter» also für Medien zuständig und seit Mai 2010 bin ich fast täglich in der Matte. Was gibt es Schöneres mit der Harley über die Untertorbrücke zu rattern und in der Matte zu arbeiten …», betont er abermals. Hank schwärmt von der Matte, von seinen Mitstreiterinnen und Mitstreitern. Er spricht liebevoll und mit grossem Respekt. Hebt die Qualitäten jedes Einzelnen hervor. Hank mag Menschen.
«Und weisst du was mir auch gefällt? Endlich Theater zu machen in einem warmen Raum. Ich muss nicht mit dem Radar um die Ecke schauen, ob das Wetter hält. Beim Theater Gurten sind Markus und ich richtige Wetterspezialisten geworden.» Hank lacht. Ein warmes und spitzbübisches Lachen.
«Und was machst du mit dem Programm »Musik und Wort» im Theater Matte?»
«Diese Frage habe ich mir auch gestellt. Ich wusste aber von Anfang an, dass es im Theater Matte keine Rockkonzerte geben wird, denn der Raum ist dazu nicht geeignet. Und so überlassen wir diesen Raum der Sprache. Und wenn es um Musik geht, dann wird es eine Mischform von «Wort und Musik gehen». Wir laden Leute ein, die etwas zu sagen haben. Ich will wissen, wieso jemand etwas tut, nicht wieso jemand eine Rolle spielt. Es soll auch spontan sein - ein Publikum mit einem Gast. Es soll ein miteinander geben – nicht einer der den Abend alleine bestreitet. Ich werde moderieren und das Publikum kann Fragen stellen. Es soll eine Einheit geben.» Hank hat viele Ideen und da können wir uns überraschen lassen. «Es soll nicht im konventionellen Rahmen sein. Es sind Menschen, die etwas erzählen. Prominent sein reicht nicht», stellt er klar.
«Ich bin natürlich froh, dass ich mit Steff la Cheff am 8. Dezember beginnen darf. Ein Glücksfall für mich.»
«Und was macht Hank, wenn er nicht im Theater ist, kein Konzert hat oder sonst engagiert ist.»
«Ich bin passionierter Motorradfahrer und habe eine kleine Harley und eine Moto Guzzi. Nach einem Unfall vor rund 15 Jahren in Griechenland bin ich lange nicht mehr gefahren, erst 2007 bestieg ich wieder auf ein Motorrad.» Hank ist nachdenklich geworden. «Ich hatte damals viel Glück. Mich traf keine Schuld, aber der Schreck ist mir lange in den Gliedern geblieben.
2008 habe ich dann mit einem Freund Skandinavien besucht. Wir sind rund 8000 Km gefahren, da kam das Feeling des Töfffahrens wieder zurück. Ich fahre gerne und es gibt mir ein Gefühl der Freiheit. Im Sommer ist es für mich ein grosser Genuss über Grimsel, Furka, Susten zu ziehen.»
«Und wenn du in der Schweiz bist, wo machst du dann Ferien?»
«Dann bin ich im Engadin. Das Bergell gefällt mir sehr – Natur pur – und hier gehe ich mit meiner Frau Sabina oft hin.» Hank und Sabina sind seit 1998 verheiratet.
«Meine Lebensform ist ziemlich speziell. Ich bin privilegiert, so frei sein zu können. Ich bin viel in Bewegung und auf Reisen. Manchmal ist mein Leben intensiv, dann gibt es aber auch Momente, die eher ruhig sind. Ich weiss allerdings auch, was ich in machen kann und will. Ich habe den Anspruch mit meinem Leben etwas anzufangen und nicht herumzuhängen, mein Leben ist spannend und ich werde nie pensioniert …«Hanks Augen leuchten.

«Ich bin ein «Reisefüdle» – und Sabina ist gerne in der Stadt oder eben im Engadin, so finden wir uns immer wieder an einem gemeinsamen Ort», sagt er zum Schluss unseres Gesprächs.
Endlich kommt Hank zu seiner Zigarette auf die er während unseres ganzen Gespräches verzichtet hat. Beim Fototermin an der Aare zieht er genüsslich an seinem Glimmstängel. Die Bilder sind bei diesem Profi schnell im Kasten.

Im März wird Hank mit Markus und Freddi auf der Bühne stehen. Ich werde dieses Stück auf jedenfall besuchen …

Herzlichen Dank Hank für das kurzweilige Gespräch.
Rosmarie Bernasconi


Theater Matte:

BUTTERBROT

Eine wortwitzige Komödie in Dialekt
Sa. 5. März bis Sa. 2. April 2011:
Stück: Gabriel Barylli, Regie: Oliver Stein
Schauspiel: Markus Maria Enggist, Hank Shizzoe, Fredi Stettler

Inhalt:
Martin, Peter und Stefan verbindet eine richtige Männerfreundschaft. Die drei WG-Philosophen haben Eines gemeinsam: Die Ratlosigkeit und Enttäuschung, die sie auf der Suche nach einer Möglichkeit des Zusammenlebens mit dem weiblichen Geschlecht erfahren haben. Sie haben der «Teufelsfalle Liebe» den Rücken gedreht und den Kampf angesagt: Nie mehr auf eine ernsthafte Beziehung einlassen – so lautet der Schwur der Leidgeprüften.
In all dem typisch männlichen Gehabe blitzt Sensibilität auf, sickert Verwundbarkeit durch – Momente der Einsamkeit versuchen die WG-Freunde, so gut es geht, miteinander zu kompensieren. Mut, nur Mut – nicht zweifeln!
Einen weichen, herzlichen Kern hat dieses Stück und seine Männer, die sich verschworen haben gegen die Frauen und – gegen das Leben somit?

Infos finden Sie auch auf www.theatermatte.ch