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Walter Däpp, Hansueli Trachsel
Armutszeugnisse aus der Schweiz
Während in der Schweiz mehr als 100 Milliardäre und 220‘000 Millionäre damit beschäftigt sind, ihren Reichtum zu vermehren, überlegen sich gegen 900‘000 von Armut betroffene Menschen, wie sie über die Runden kommen.
In ihrem Buch «Vom Traum, reich zu sein – Armutszeugnisse aus der Schweiz» geben der Journalist Walter Däpp und der Fotograf Hansueli Trachsel armutsbetroffenen Menschen ein Gesicht. 21 Porträtierte erzählen ihre Geschichte und schildern ihren Alltag. Viele versuchen ihre Situation positiv und zuversichtlich zu betrachten, sagen, dass sie ja zumindest ein Dach über dem Kopf hätten und genügend zu essen. Doch wenn es um die Zukunftsperspektive geht, verdüstert sich das Bild. Die einen möchten arbeiten, können aber aus gesundheitlichen Gründen nicht. Für andere, wie beispielsweise Roger Meyer, gibt es offenbar keinen Platz mehr auf dem Arbeitsmarkt: «Auch mit 54 Jahren und nach 700 Bewerbungen hoffe ich, noch einen guten Job zu finden.»
Keine und keiner der Porträtierten wünscht sich ein Schwimmbad voller Geld, wie Dagobert Duck eins hat. Viele sagen, sie wüssten gar nicht, was anfangen mit so viel Geld. Aber in Momenten, in denen man sich eine Reise ans Meer anstatt an den Thunersee herbeisehnt, sich ein Kino- oder ein Restaurantbesuch wünscht oder wenn die Töffli-Reparatur ansteht, dann würden sie gerne ein paar Kübel aus Dagoberts Becken schöpfen.
Das Buch berührt, und die Frage drängt sich auf, wie ernst der Abschnitt in der Präambel der Bundesverfassung mittlerweile noch genommen wird: »... und dass die Stärke des Volkes sich misst am Wohl der Schwachen»?
Isabel Mosimann