Die Mätteler nicht zufrieden – Poller findet am meisten Rückhalt

Der Matte-Leist hat Ende Oktober eine Umfrage zur Verkehrssituation durchgeführt. Erfreulich viele Anwohnende und Gewerbetreibende haben mitgemacht. Insgesamt bekam der Leist 417 ausgefüllte Fragebogen zurück, nur 7 mussten für ungültig erklärt werden. Hier die Resultate der 410 auswertbaren Fragebogen.

Die Umfrage zur Verkehrssituation in der Matte zeigt drei Dinge deutlich:

1.     Die Mättelerinnen und Mätteler sind nicht zufrieden mit der heutigen Situation. Viele warten sehnlichst auf verkehrsberuhigende Massnahmen.

umfragepoller01Die erste Erkenntnis dürfte nicht neu sein. Die Mättelerinnen und Mätteler sind nicht zufrieden mit der Verkehrssituation in ihrem Quartier. Nur gerade 5 Prozent der Befragten (21 Personen) kreuzten auf dem Fragebogen das Feld «Status quo» an. Hingegen wollen 95 Prozent der Befragten (389), dass sich etwas ändert. Und viele warten sehnlichst auf eine Verbesserung der Situation, sind ungeduldig oder gar resigniert. Das geht aus den Bemerkungen hervor, die unten am Fragebogen angebracht werden konnten.



2.    Der Poller findet am meisten Rückhalt. Eine Begegnungszone ohne Begleitmassnahmen hat keine Chance.

umfragepoller02

Es fragt sich also, wie die Situation verbessert werden kann. Unter den vorgeschlagenen Massnahmen findet der Poller klar am meisten Rückhalt. 43 Prozent der befragten Personen (147) wünschen sich einen Poller (38%/14 Personen) oder könnten sich einen solchen vorstellen, falls eine allfällige Begegnungszone nicht die erwünschte Verkehrsberuhigung bringt (8%/33 Personen).

Eine Begegnungszone bedeutete Tempo 20 und Vortritt für Fussgänger. Ob Verbauungen oder etwa das Aufstellen von grossen Blumentöpfen möglich wäre, ist unklar. Bis anhin haben die Verantwortlichen der Stadt stets betont, dass wegen der Sicherheitskräfte (Ambulanz/Feuerwehr) für die Matte keine weiteren verkehrsberuhigenden Verbauungen in Frage kommen.

Eine Begegnungszone steht deshalb wieder zur Diskussion, weil der Bronco-Mann und Stadtrat Jimy Hofer (zusammen mit der SVP) im Stadtparlament eine Motion eingereicht hat. Diese verlangt, dass die Matte – gleich wie die untere Altstadt – zur Begegnungszone wird. Im Gegenzug soll das Durchfahrts- und Nachtfahrverbot aufgehoben und kein Poller gebaut werden.

Wie die Umfrage des Matte-Leistes zeigt, hat aber eine Begegnungszone à la Jimy Hofer bei den Mättelerinnen und Mätteler keine Chance. Nur gerade 9 Prozent der Befragten (36) können sich mit Hofers Idee anfreunden (siehe Grafik unten). Wahrscheinlich ist die Befürchtung gross, dass eine einfache Begegnungszone keine Besserung bringt. Zu lange haben die Mättelerinnen und Mätteler wohl die Erfahrung gemacht, dass bestehende Verkehrsregeln nicht eingehalten werden. Zudem: Auch in der unteren Altstadt musste die Begegnungszone mit einem Poller ergänzt werden (in der Hotelgasse, beim Restaurant Harmonie).

Aber: Eine Begegnungszone mit begleitenden Massnahmen findet bei immerhin 30 Prozent der Mättelerinnen und Mätteler (127) Anklang. Von den Befragten wählten 23 Prozent (94 Personen) eine Begegnungszone mit Durchfahrt- und Nachtfahrverbot. Eine Begegnungszone mit Option Poller kreuzten – wie schon erwähnt – 8 Prozent an (33 Personen).

Eine starke Minderheit wünscht sich überhaupt keine Änderung der Verkehrsregeln, sondern mehr Polizeikontrollen gegen Temposünder und illegale Durchfahrer. Diese Möglichkeit («Status quo +») wählten 79 Personen (19%).

3.    Eine Begegnungszone kommt nur mit Begleitmassnahmen in Frage (Durchfahrts- und Nachtfahrverbot und/oder Poller).

umfragepoller03Fazit des Matte-Leistes: Es besteht Handlungsbedarf. Vor diesem Hintergrund muss auch der jüngste Entscheid des Kantons, die Beschwerden im Pollerverfahren aus formellen Gründen nochmals an die untere Instanz (Regierungsstatthalteramt) zur Beurteilung zurückzuschicken, bedauert werden. Der Entscheid bedeutet, dass es noch länger dauern wird, bis klar ist, was mit dem Poller passiert.
Der Matte-Leist wird mit den Verantwortlichen der Stadt Bern das Gespräch suchen und versuchen, provisorische Massnahmen zu erwirken.
Eine wichtige Anmerkung zum Schluss: Aus der Umfrage kann nicht der Schluss gezogen werden, dass eine Mehrheit gegen oder für den Poller ist. Diese Frage lässt sich, auch wenn anderswo behauptet, mit unserem Fragebogen nicht beantworten. Dazu hätte es eine einfachere Umfrage gebraucht, mit nur einer Frage. Nämlich: Wollen Sie einen Poller? O Ja, O Nein.

Zitate aus den Bemerkungen, die unten an den Fragebogen geschrieben wurden.

Verkehrsstau in der Matte

  • «Bitte endlich etwas machen, wir können sonst nicht in der Matte bleiben.»
  • «Nur ein Poller würde nützen, das zeigt die Erfahrung. Alles andere ist Augenwischerei.»
  • «Die Mätteler haben sich schon lange für den Poller entschieden.»
  • «Poller sollte ausserhalb der Stosszeiten versenkt werden.»
  • «Ein Poller würde das Gewerbe zu stark einschränken.»
  • «Die Begegnungszone ist eine Illusion, eine Mogelpackung.»
  • «Wie haben wir die Garantie, dass Tempo 20 eingehalten würde?»
  • «Das Konzept ‚Langsamverkehr‘ dient Anwohnern und Gewerbe.»
  • «Wo bleibt die Polizei, die mit Parkbussen sonst so gern zur Stelle ist?»
  • «Automatische Geschwindigkeitskontrollen installieren! Das ist der neuste Stand der Technik.»
  • «Bessere Signalisation des Durchfahrtsverbots!»
  • «Rückbau der Aarstrasse wäre gut. Setzt sich eigentlich BernTourismus dafür ein?»

Sämtliche Fragebogen und der Auswertung zugrunde liegende Zahlen können beim Vorstand des Matte-Leistes eingesehen werden. Vielen Dank all jenen, die bei der Leist-Umfrage mitgemacht haben.

Alexandra Flury, Vorstand Matte-Leist.