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Das Nachtleben hat sich verändert – es braucht dringend Massnahmen
Wir in der Matte sind nicht die einzigen, die diese Feststellung machen müssen: Das Ausgehverhalten der Jugendlichen und jungen Erwachsenen hat sich verändert. In der Folge haben sich die Konflikte zwischen Anwohnenden und Ausgehlokalen verschärft. Wenn ein Nebeneinander noch möglich sein soll, sind dringend Massnahmen notwendig.
Immer länger: Heute gehen Jugendliche und junge Erwachsene deutlich später am Abend in den Ausgang als noch vor zehn Jahren. Wenn eine Party bereits um 22 Uhr beginnt, ist das früh. Dieser Umstand macht den Ausgehlokalen wirtschaftlich zu schaffen. In immer kürzerer Zeit müssen sie auf genügend Umsatz kommen. Folglich fordern die Lokale längere («flexiblere» ) Öffnungszeiten.
Doch sollen die Quartierbewohner regelmässig bis am Morgen des nächsten Tages den Lärm der Heimkehrenden in Kauf nehmen müssen? Der Vorstand des Matte-Leistes meint: Nein.
Clubs mit Öffnungszeiten bis um fünf Uhr morgens passen nicht in Quartiere mit einem beachtlichen Wohnanteil. Der Anspruch auf ein paar Stunden Ruhe ist in unseren Augen höher zu gewichten als das wirtschaftliche Bedürfnis nach überlangen Öffnungszeiten. Wenn ein Club mit quartierverträglichen Öffnungszeiten nicht rentabel betrieben werden kann, muss er wegziehen.
Auch entsteht durch längere Öffnungszeiten nicht weniger Lärm. Ein Versuch in Thun hatte dies in den Jahren 2009 und 2010 gezeigt. Fazit des zuständigen Regierungsstatthalters Marc Fritschi: «Es gibt nicht mehr oder weniger Lärm, dafür während einer längeren Zeitperiode» .
Immer dreckiger und lauter: Heute konsumieren Jugendliche und junge Erwachsene ihre Getränke nicht mehr ausschliesslich in den Ausgehlokalen. Um Geld zu sparen, bringen sie Bier und andere Alkoholika mit und trinken diese auf der Gasse in der Nähe der Clubs. Das verursacht neben Lärm auch viel Abfall. Nicht selten gehen Flaschen kaputt, die Scherben bleiben liegen.
Weiter hat es sich gezeigt, dass es durchaus üblich ist, sich vor das Nachtlokal eine Pizza zu bestellen – auch hier sind vermehrter Lärm und Littering die Folge.
Der Vorstand des Matte-Leistes meint: Schaffen es die Clubs nicht, diese Probleme in den Griff zu bekommen, wird ein Nebeneinander von Quartieranwohnern und Ausgehlokalen sehr schwierig.
Immer aggressiver: Schon länger bekannt ist die Gewalt gegen Sachen: Abgebrochene Rückspiegel, Erbrochenes in Hauseingängen, in den Bach geworfene Velos sind in der Matte am Wochenende normal. Neu ist die zunehmende Gewalt unter den Ausgängern sowie auch gegen Quartierbewohner. Heute trauen sich Anwohnende nicht mehr, Ausgänger auf störendes Verhalten aufmerksam zu machen.
Wieviel Aggression sollen die Quartierbewohner ertragen müssen? Der Vorstand des Matte-Leistes meint: Die Grenze des Zumutbaren ist erreicht. Der durchaus berechtigte Anspruch auf Party und Ausgang darf nicht dazu führen, dass regelmässig Eigentum beschädigt und das Recht auf körperliche Unversehrtheit verletzt werden.
Aus diesen Überlegungen fordert der Matte-Leist folgende Massnahmen:
- In Quartieren mit einem beträchtlichen Wohnanteil – wie etwa der Matte – sollen keine generellen Überzeitbewilligungen bis um 5 Uhr des nächsten Tages vergeben werden.
- Ein effektiver Ordnungsdienst (von den Clubs alleine oder gemeinsam mit der Stadt Bern getragen) sorgt dafür, dass sich Gewalt, Lärm, Vandalismus und Littering in engen Grenzen halten.
- Am frühen Morgen sorgt ein Putztrupp (von den Clubs alleine oder gemeinsam mit der Stadt Bern getragen) dafür, dass Abfall, Erbrochenes sowie sonstige Ausscheidungen aus den Gassen und Hauseingängen entfernt werden.
- Die Clubs (alleine oder gemeinsam mit der Stadt Bern) weisen ihre Gäste mit geeigneten Sensibilisierungsmassnahmen immer wieder darauf hin, dass sie sich ruhig auf den Heimweg begeben und dabei keinen Dreck hinterlassen sollen.
- Ordnungsdienst, Putztrupp und Sensibilisierungsmassnahmen sind Bestandteil der Betriebsbewilligung. Diese soll entzogen werden, falls es keinen funktionierenden Ordnungsdienst, Putztrupp oder keine ernsthaften Sensibilisierungsmassnahmen gibt.
Der Matte-Leist liess diese Forderungen mündlich und schriftlich dem Gemeinderat der Stadt Bern zukommen. Der Gemeinderat hat vom Stadtparlament den Auftrag erhalten, ein Konzept Berner Nachtleben zu erstellen. Dieses soll noch in diesem Jahr vorgestellt werden. Der Vorstand des Matte-Leistes hofft, dass seine Forderungen Eingang in das Konzept finden.
Für den Vorstand des Matte-Leistes: Alexandra Flury