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Ich treffe mich mit Sybille Weber und Nora Meier – Schifferli zum Interview an der Badgasse 4. Es ist ein herrlicher Spätherbsttag und die beiden Lehrerinnen opfern ihre Mittagspause, um mit mir für den Mattegucker zu plaudern.
Da ich auch immer nach dem Geburtsdatum frage, bin ich etwas erstaunt, dass mir beide den gleichen Tag angeben. Sybille Weber ist am 1.1.1980 geboren und als mir Nora Meier – Schifferli ebenfalls das Datum 1.1. angibt, muss ich wohl ziemlich verdutzt drein geschaut haben. Verschwörerisch schauen sich die beiden an. «Ich bin einfach ein Jahr früher als Sybille geboren, aber Tag und Monat stimmen», sagt Nora lachend. «Also beide Steinbock», stelle ich fest.
Nora und Sybille unterrichten in der Matte die 1. und 2. Klasse. Beide arbeiten Teilzeit. Nora begann damals vor vier Jahren als Nachfolgerin von der pensionierten Esther Bächler. «Kurz, nachdem ich die Stelle bekam, wurde ich schwanger. Es war für mich sofort klar, dass ich Sybille als Stellvertretung anfragen würde.» Sybille arbeitete dan einer befristeten Stelle. Da sich die beiden von einem früheren Arbeitsplatz her kannten, kam für Nora nur Sybille in Frage.
Je länger ich mit diesen beiden lebendigen und humorvollen Frauen zusammensitze, desto mehr fällt mir auf, wie die unterschiedlichen Frauen wirklich zusammen harmonieren und sich ergänzen. Die lustige und quirlige Sybille und die eher ernstere, nicht weniger humorvolle Nora lachen viel. Ich glaube ihnen auch, dass sie wirklich das Beste für die Kinder wollen. Sybille ist froh, dass Nora den Musikunterricht übernommen hat. «Ich mache lieber Math», sagt Sybille lachend. «Ansonsten teilen wir uns auf und besprechen auch, unter welches Leitthema wir das Semester stellen. Oft nehmen wir ein Naturthema, weil wir dies beide mögen. Vielleicht, weil wir beide gerne in der Natur sind», erwidert Sybille. «Aktuell ist unser Inhalt «Wald» und unter «Wald» können wir wirklich alles verbinden und so gehen die Fächer auch oft ineinander über. Dies macht es spannender.» Nora und Sybille nicken sich zu.
«Wie würdest du Nora beschreiben?», frage ich Sybille. Sie muss nicht lange überlegen. «Nora hat viel Power, ist zuverlässig, klar, gradlinig, mutig und sensibel. Bei Nora muss eine Aufgabe gleich erledigt werden und da fühle ich mich ab und zu gedrängt, obwohl Nora das gar nicht beabsichtigt. Es ist mein Gefühl. «Nora schaut Sybille liebevoll an. «Manchmal ist mir Nora ganz einfach zu schnell.» Sybille lacht ihr spitzbübisches Lachen.
«Und nun, wie würdest du Sybille beschreiben?», will ich von Nora wissen. «Sybille ist kreativ, einfühlsam, unkompliziert, lustig. Sie ist auch jemand, mit dem man Pferde stehlen kann. Ich kann ihr wirklich vertrauen. Manchmal ist sie etwas chaotisch, aber damit lebe ich. Wir haben auch einen guten Weg gefunden, wie wir beide damit umgehen können. Und letztendlich geht’s um die Kinder und da ist es wichtig, dass wir uns immer wieder finden. Und wenn etwas nicht funktioniert, besprechen wir es zusammen. Es ist notwendig, dass wir zusammen eine klare Linie gegenüber den Kindern haben. Wir funken uns auch nicht in gegenseitige Verantwortlichkeiten hinein. Manchmal müssen die Kinder halt etwas auf eine Antwort warten, bis wir uns abgesprochen haben, aber das hat sich gut bewährt.»
Beide finden es wirklich toll, in der Matte Schule zu geben, und beide leben auf dem Land. Beide Frauen sind naturverbunden, beide lieben das Wasser. Das ist auch der Grund, wieso sie sich in der Matte wohlfühlen.
«Ich komme gerne in die Matte, liebe aber auch das Landleben», meint Sybille. «Ja, da kann ich nur beipflichten», wendet Nora ein.
Nora hat zwei Kinder: die dreieinhalbjähre Silja und den zweijährigen Lino. «Ich bin froh, dass ich mit Sybille den Job teilen kann, so habe ich genügend Zeit für meine Kinder. Ich bin auch glücklich, dass ich nach wie vor in der Matte ein Teilpensum unterrichten kann, so bleibe ich aktiv in der Arbeitswelt.»
Sybille hat zwei Hunde. «Ich bin gerne in der Natur und ich fühle mich sehr mit ihr verbunden. Mit den Hunden muss ich auch ständig nach draussen, das mag ich sehr.»
«Was war euer persönliches Highlight im 2011?», will ich zum Schluss unseres Gespräches wissen, denn die Zeit, die wir zur Verfügung haben, ist knapp bemessen. Nora und Sybille sind zwei aufgestellte und offene Wesen, die es einem einfach machen ein Interview zu führen. Es sprudelt nur so aus ihnen heraus.
Nora: «Als ich auf der Jungfrau in voller Bergmontur gestanden bin. Also natürlich war der Weg auf die Jungfrau das Spezielle, denn der Moment auf der Jungfrau war ja auch nur kurz und eher kalt. Der Weg dorthin war für mich sehr spannend und aufregend. Ich habe mich sehr glücklich gefühlt, den Gipfel zu erreichen.» Sybille: «Es sind die Momente, in welchen ich dankbar bin und mich mit der Welt völlig in Einklang fühle. Sei es während einem Spaziergang im Wald, mitten in einer Unterrichtsstunde oder auch Zuhause auf dem Sofa Musik hörend.»
«Und was sind eure Wünsche fürs 2012?»
Nora: «Weiterhin vielseitig bleiben und dass Familie, Hobby 's und Schule nicht gegeneinander, sondern miteinander funktionieren. Ich würde es sehr schade finden, wenn ein Teil zu kurz kommen würde.»
Sybille: «Nichts bereuen was ich mache oder nicht mache. Die Herzen der Kinder lachen zu sehen - berührt zu sein.»
Ich fühle mich reich beschenkt, nach dem Gespräch mit den beiden jungen Frauen, die trotz dem gleichen Geburtstag, nicht unterschiedlicher sein könnten und sich doch so ähnlich sind. Die Fotosession brachten wir kurz und schmerzlos hinter uns und wir lachten viel. Müsste ich nochmals mit meiner Schulkarriere beginnen, würde ich mir so aufgestellte und fröhliche, gradlinige und kreative Lehrerinnen wünschen.
Herzlichen Dank für das lebendige, humorvolle und quirlige Gespräch.
Rosmarie Bernasconi