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Clabi, Franziska Slanzi
Bild: Simon von Gunten
Bild: Nicole Stadelmann
Die Clabi kommt in die Matte
Nachdem die Matteschule zweimal das Schulhaus wechseln musste, haben auch die Classes bilingues ihren Zielort erreicht. Ein neuer, gemeinsamer Standort wächst zusammen: Matte-Clabi. Damit hat die Züglerei - hoffentlich - nun ein Ende.
Das Schulprojekt Classes bilingues der Stadt Bern gehörte von Anfang an zum Standort AltstadtSchosshalde und sollte in der Matte entstehen. Durch die Verspätung der Renovation der Schule Kirchenfeld geriet allerdings alles durcheinander. Daher genoss die erste Kohorte der Clabi seit August 2018 im Schulhaus Marzili Gastrecht – und wuchs dort bis zur 3. Klasse heran.
Die Clabi-Kinder kommen aus dem gesamten Stadtgebiet
In jahrgangsgemischten Klassen werden sie von je einer französischsprachigen und einer deutschsprachigen Lehrperson zu gleichen Teilen geführt und bestehen jeweils zu einem Drittel aus französischsprachigen, deutschsprachigen und bereits zweisprachigen Kindern. Grundlage bilden beiden offiziellen Lehrpläne des Kantons Bern: der deutschsprachige Lehrplan 21 (LP 21) und der französischsprachige Plan d’études romand (PER).
Auf diese Weise findet das vielzitierte «Sprachbad» beidseitig tatsächlich statt, und dies weit, bevor es im LP21 vorgesehen ist. So können auf dem Schulgelände frisch-fröhliche Wechsel von Deutsch und Berndeutsch ins Französische und zurück beobachtet werden, denn die Freundschaften halten sich nicht an Sprachen.
Als bisherige Lehrerin in der Matte konnte ich nun ein Jahr lang den deutschen Part in der Clabi 1/2 übernehmen und so die Brücke schlagen für diesen Standortwechsel. Während meine jungen Kolleginnen und Kollegen sich auf neues Terrain
wagen, komme ich „nach Hause“ und freue mich darüber sehr. Aber auch für die Schulleitung Marianne Blaser wird es einfacher, denn sie hatte an beiden Standorten sehr viel zu regeln und zu organisieren und ihr Ziel war es, ganz sachte die beiden Teams einander näher zu bringen, die nun zusammen unterwegs sein werden.
In der Vorbereitung zu diesem Wechsel wurden vermehrt Anlässe gemeinsam durchgeführt und Klassenbesuche organisiert. So fand zum Beispiel
der traditionelle Herbstbummel der Matteschule erstmalig gemeinsam mit den Clabi-Kindern statt und am Sporttag traten gemischte Clabi-MatteTeams gegeneinander im Brennball an. In der letzten Schulwoche war es möglich, gemeinsam die neuen Räume und das Schulgelände zu besichtigen. Dabei zeigte sich: Auch in der Matte gibt es französischsprachige Kinder, die den Austausch sichtlich genossen und sich auf den Zuwachs freuen.
Nachdem wir als Clabi-Team gemeinsam (noch zusammen mit Nathanael Bosshard) am Freitag zuvor die beiden Schulzimmer im Marzili in Zügelkisten verpackt hatten, durften wir am ersten Montag der Schulferien im neu renovierten kleinen Matte Schulhaus alles wieder auspacken. Eine konstruktive und genussvolle Arbeit – vor allem, wenn man weiss, dass nicht nächstes Jahr alles schon wieder ein- und ausgepackt werden muss! Wir fühlen uns sehr verbunden und freuen uns, nun endlich nicht mehr wie im Marzili «Gäste» zu sein, sondern ein Teil der Matte-Familie zu werden. Der Kindergarten (Jessica Vauthey und Carina Blöchlinger) zieht zusammen mit der Clabi-Tagesbetreuung in das Contexta-Gebäude.
Text:Doris von Wurstemberger
Bild: Nicole Stadelmann
Franziska Slanzi, Fränzi, Leiterin Tagesbetreuung Schule Matte
Ich freute mich schon lange auf das Gespräch mit der humorvollen und aufgestellten, ungezwungenen Tagesschulleiterin der Schule Matte. Es ist ein heisser Sommertag mitten in den Schulferien und Franziska Slanzi, Fränzi, nimmt sich Zeit für uns in der alten Turnhalle, die kürzlich zur Tagesbetreuung umgebaut wurde. Zweckmässig, bunt und trotz der Grösse, kuschelig und heimelig ist der Ort geworden. Nicole, die Fotografin, hüpft bereits durch die Turnhalle und macht sich wie immer auf die Suche nach dem perfekten Sujet.
Oh je, es ist aufgestuhlt!
«Das geht nicht, die Stühle müssen unter die Tische», erklärt Nicole bestimmt. Bevor Fränzi und ich es uns am Tisch zuhinterst in einer Ecke gemütlich machen können, stellen wir alle zusammen die Stühle unter die Tische.
Fränzi ist seit gut zwei Jahren hier unten in der Matte als Tageschulleiterin tätig. Sie ist ausgebildete Kleinkindererzieherin, als Fachfrau Betreuung. Und im Laufe der Zeit hat sie weitere Zusatzausbildungen absolviert.
Fränzi arbeitete vorher in unterschiedlichen Kitas mit kleinen Kindern. «Es war sicher anstrengender, weil die Kleinen mehr Betreuung und Pflege brauchen als jetzt in der Tagesbetreuung», sagt sie. «Ich habe in den heutigen Job gewechselt, weil auch meine Kinder älter geworden sind und ich eine neue Herausforderung gesucht habe. Ich hatte das Bedürfnis, mich zu verändern und so bin ich schlussendlich in der Matte gelandet.»
Fränzi ist am 18. Juli 1979 in Giswil geboren und aufgewachsen. «Ich bin ein häusliches und familiäres Krebsli, habe zwei Kinder 6 und 8 und bin ein optimistischer Mensch, bin anpassungsfähig und mag es, mit Menschen zusammen zu sein», erzählt sie. «Ich lebe schon mehr als 26 Jahre hier in Bern.» Ihren Innerschweizerdialekt hat sie nicht verloren, auch wenn er ab und zu mit berndeutschen Wörter gespickt ist. «Für mich ist es wichtig, meine Wurzeln nicht zu verlieren.» Nicole gesellt sich dazu, eine Bernerin, eine Glarnerin und eine Obwaldnerin reden angeregt über die unterschiedlichen Dialekte. «Gräubschi, Bütschgi, Bitschgi …» «Was macht dir Freude an der Arbeit?», will ich wissen
«Abwechselung, Vielseitigkeit und die Tagesbetreuung. Das heisst nicht mehr Tagesschule», erklärt sie mir. «He nu, mit der künstlichen Intelligenz wird es sicher einfacher, mit den unterschiedlichen Bezeichnungen umzugehen», lacht sie. Die beiden Frauen, Nicole und Fränzi, diskutieren über künstliche Intelligenz. Ich höre aufmerksam zu. «Kann den die KI Emotionen ersetzen?», mische ich mich ein. Fränzi und Nicole schauen mich erstaunt an. Es beschäftigt uns alle drei, wir machen uns Gedanken über die Auswirkungen der KI auf unseren Alltag und wir sind uns schliesslich einig, die menschlichen und emotionalen Komponenten könne man nicht ersetzen.
Fränzi liebt ihren Beruf, ihren Job, weil vieles in Bewegung ist
«Mit den Kindern sein, auch die Personalführung gefällt mir, mit den Behörden Kontakt haben, so wird es mir nie langweilig. Bezüglich der Standorte hier in der Matte bin ich auch schon öfters umgezogen. «Nun sind wir hier, in der alten Turnhalle an der Schifflaube, gut eingerichtet und es gefällt mir sehr. Die Tagesbetreuung der Clabi an der Wasserwerkgasse ist im Moment noch nicht ganz fertig, diese wird bald eingerichtet sein», sagt sie optimistisch.
«Wie viel Kinder kommen insgesamt in die Tagesbetreuung?»
«Es sind rund 80 Kinder verteilt durch die Woche. Mittwoch und Freitag habe ich hier in der Turnhalle zu, weil keine Kinder kommen. Im Clabi hingegen sind diese Tage voll besetzt. Die Mattekinder braucht weniger Betreuung aber die Schüler und Schülerinnen der Clabi kommen aus der ganzen Stadt, da braucht es mehr Betreuung. «Wie viele Betreuerinnen und Betreuer seid ihr in der Tagesbetreuung an der Schifflaube?» «In der Betreuung arbeiten vier Leute, die mich unterstützen. Wir sind ein tolles Team, es sind unterschiedliche Persönlichkeiten, das macht es so abwechslungsreich.»
«Was gefällt dir in der Gemeinschaft und der Zusammenarbeit?»
«Ich habe es gerne, wenn man es zusammen angeht, sich gegenseitig unterstützt und jeder seine Qualitäten einbringt. Im Clabi sind es 6 Ausbildungspersonen, also alle zusammen sind 10 Fachkräfte im Einsatz. Ungefähr 90% der Clabischülerinnen und -schüler kommen in die Tagesbetreuung.» Viel Verantwortung, denn Fränzi ist für beide Standorte zuständig.
«Was nervt dich?»
«Wenn die Anmeldeunterlagen für die Betreuung verschickt sind und es dauert und dauert und ich den Anmeldungen hinterherspringen muss, das mag ich nicht sonderlich. Gut, zum ersten Mal haben wir sie elektronisch versandt. Ja, ja, ich muss geduldig sein. Ich plane Personal ein und wenn die Anmeldungen eben nicht kommen, muss ich den Leuten Bescheid geben, dass sie nicht gebraucht werden. Das gefällt mir gar nicht», sagt sie bestimmt.
«Was liebt Fränzi in der Freizeit?»
«Eben Freizeit.» Sie grinst mich an. Der Tag hat so oder so zu wenig Stunden, finde ich. Ich bin ein geselliger Mensch, mein Mann ist Süditaliener und da gibt es oft grosse Familienfeste wie z. B. Hochzeiten, Kommunion und vieles mehr. Mein Mann und ich hätten für unsere Hochzeit einen langen Tisch gewünscht, doch das war eben aus Platzgründen im Restaurant nicht möglich. Manchmal bin ich aber auch ganz froh, wenn ich mit meiner kleinen Familie alleine etwas unternehmen kann», ergänzt sie. «Was macht Fränzi denn für sich alleine?» «Kartenspielen, lesen, Podcast hören. Ich mag keine Romane oder Krimis, Lebensgeschichten faszinieren mich, Sachbücher, Natur, Wald, Religionen ... Fantasy mag ich gerne. Elfenwesen, Herr der Ringe ..., nein, Science-Fiction mag ich auch nicht.»
«Was machst du für Sport?»
«Nüt», sagt sie kurz und bündig und ergänzt. «Ich tanze, schwimme gerne, allerdings im Plauschsektor.
«Was sind deine Lieblingsplätze in der Matte?» «Bei Suresh im Garten beim Feierabendbier. Vorne an der Aare Richtung Altenberg mache ich gerne einen Aareschwumm. Ich bin vorwiegend zum Arbeiten in der Matte. Den Schulhausplatz liebe ich, bin gerne mit den Kindern zusammen und das gefällt mir sehr. Und als Pädagogin will ich nicht mein Büro irgendwo im 3. Stock haben und vom
Geschehen weg sein.»
«Was ist deine Stärke/Schwäche?»
«Beides ist das Gleiche, offen und interessiert sein ist eine Stärke. Die Schwäche ist, es einordnen zu können, dem Menschen gerecht zu werden, was mir nicht immer gelingt, und das bedaure ich sehr.» Fränzi ist nachdenklich geworden. «Welche Frage ist dir noch nie gestellt worden?»
«Was treibst du für Sport, weil alle wissen, dass ich unsportlich bin.» Wir lachen laut.
Nicole hat die besten Motive abgelichtet und wir stellen die Stühle wieder brav auf die Tische, wie es sich gehört, damit die Putzmannschaft die Räume reinigen kann. Wir verabschieden uns von der herzlichen, humorvollen, nachdenklichen und fröhlichen Fränzi.
Grosses Merci für deine Zeit, die du uns geschenkt hast.
Text: Rosmarie Bernasconi
Bild: Nicole Stadelmann