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Foto Nicole Stadelmann
Anna Gschwend ist am 28.10.1993 geboren und aufgewachsen in Liechtenstein. Seit dieser Saison istsie die neue operative Leiterin vom wunderschönen Stiftsgarten hier in der Matte. Sie ist gelernte Staudengärtnerin. Seit ihrer Ausbildung arbeitet ie mehr oder weniger im grünen Bereich, mal als Landschaftsgärtnerin, Floristin oder als Hirtin auf der Alp. «Die körperliche Arbeit erfüllt mich und wenn ich sehe, dass meine Schützlinge gedeihen, gibt es nichts Schöneres!»
Wie bist du zum Stiftsgarten gekommen?
Den Stiftsgarten habe ich lange nur von oben gekannt, wenn ich von der Münsterplattform runtergespäht habe. Nach meiner letzten Festanstellung in einer Staudengärtnerei habe ich mir bewusst ein Jahr frei genommen, um mir klar zu werden, wie es beruflich weitergehen soll. Das Gärtnerinnendasein hat mir Freude bereitet, aber mir hat die soziale Komponente gefehlt. Von einer Freundin, die in der Badgasse wohnt, habe ich von der Stelle erfahren. Ich war sogleich begeistert und habe einen Tag später schon meine Bewerbung eingereicht.
Was ist deine Aufgabe im Stiftsgarten?
Im Stiftsgarten bin ich in erster Linie für die Pflege des Gartens zuständig. Dieser ist äusserst vielfältig und erfordert viel Fachwissen und Arbeit. Unterstützt werde ich von ca. 20 wunderbaren ehrenamtlichen MitarbeiterInnen, die mir zur Hand gehen und ohne die der Garten in dieser Form gar nicht möglich wäre.
Seit wann bist du in Bern?
Ich bin vor guten fünf Jahren nach Bern gezogen. Damals war ich auf Jobsuche und habe gemerkt, dass es in Bern im Gegensatz zu Liechtenstein sehr viele interessante Bio-Gärtnereien gibt. Ich konnte beim Zehndermätteli eine Saisonstelle antreten und so in Bern Fuss fassen.
Was gefällt dir an deiner Arbeit besonders?
Die Menschen! Ich habe hier im Rahmen der Gartentreffen, in denen ich mit ehrenamtlichen Mitarbeitenden den Garten pflege, mit Leuten sehr unterschiedlicher Geschichten und Herkünften zu
tun. Den Austausch untereinander empfinde ich als besonders bereichernd.
Was sind deine Lieblingsbeeren? Erdbeeren, was sonst?! ... obwohl das botanisch gesehen keine Beeren sind.
Was magst du nicht so gerne an deiner Arbeit? Die elends langen Treppen!
Was machst du privat, wenn du nicht gerade an den Stiftsgarten denkst?
Momentan bin ich viel an der Aare. Mit einem Caffè freddo in der Hand und einem lieben Menschen an der Seite steht einem perfekten Sommertag nichts mehr im Wege.
Was magst du hier in der Matte und wie gut kennst du die Matte?
Ich bin schon immer gerne durch die Matte spaziert, es ist ein wunderschönes Quartier mit einer sehr besonderen Atmosphäre.
Ich komme mir hier vor wie in einem Dorf. Die Leute kennen sich, man grüsst sich auf der Strasse. Das erinnert mich ein wenig an zu Hause und gefällt mir sehr.
War es schwierig, in die Fussstapfen von Angela Losert zu treten?
Angela hat in den letzten 10 Jahren mit dem Aufbau des Gartens in seiner heutigen Form Unglaubliches geleistet. Das Projekt ist schnell gewachsen und der Garten erfreut sich heute schon an einer grossen Vielfalt an Pflanzen, aber auch an FreundInnen, PartnerInnen und GönnerInnen.
Nun kommt der Betrieb in eine neue Phase und ich habe ausserdem eine andere Rolle als Angela. Das erleichtert die Übernahme des Gartens, da ich nicht das Gefühl habe, als Angela 2.0 auftreten zu müssen - was auch gar nicht möglich ist. Ich arbeite zudem nicht alleine, sondern leite den Garten auf operativer Ebene zusammen mit Winja Walter, die für die Koordination und Organisation der zahlreichen Veranstaltungen verantwortlich ist.
Was wirst du im Winter machen, wenn der Stiftsgarten geschlossen ist?
Es gibt auch im Winter allerhand zu tun. Die Gartenplanung für das kommende Jahr und die Netzwerkpflege ist ebenso wichtig. Ausserdem ist der Winter die Zeit, in der man ausschweifend über Ideen diskutieren und an Plänen für die Zukunft des Gartens feilen kann.
Was möchtest du den Mättelerinnen und Mätteler noch mitteilen?
Kommt vorbei auf einen Besuch! Unser Ziel ist es, diesen Garten in den nächsten Jahren den Menschen im Quartier zugänglicher zu machen. Es ist ein wunderschöner Platz, den ich mit den Leuten vor Ort teilen möchte. Neben den zahlreichen Veranstaltungen ist es auch möglich, einfach im
Garten zu verweilen, um etwa ein Buch zu lesen oder mit den FreundInnen einen Schwatz zu halten.
Welche Frage würdest du mir nicht beantworten?
Wie viele Beeren ich während der Ernte schon schnabuliert habe.
Und welche Frage wurde dir noch nie gestellt?
Ob ich es schaffe, gleichzeitig mit 5 Tontöpfen jonglierend alle Obst- und Gemüsesorten im Garten auf Französisch aufzusagen. Was für eine Frage ist das, Rosmarie?!
Text: Anna Gschwend
Bild: Nicole Stadelmann