TheaterMatte-Team auf der Untertorbrücke (Foto Nicole Stadelmann)

 Es ist kühl im Theater, trotz Sommerhitze. Eine angenehme Ruhe herrscht im Saal. Das Gluggern der Aare ist zu hören. Eine Bachstelze flattert am Fenster vorbei und Spatzen sind auf der Mückenjagd. Eine Wasseramsel sitzt gemütlich auf einem Stein. Bilder auf die man normalerweise im Theater nicht achtet. Das Bühnenbild der letzten Produktion steht noch. Die Wände in dunklem Violett gestrichen. Die Requisiten sind jedoch verpackt. Die Bühne auf Hochglanz geputzt. Sie wartet geduldig auf einen neuen Anstrich, den sie diesen Sommer noch verpasst kriegt.

Das Leitungsteam ist zufrieden mit der vergangenen Saison

Trotz den speziellen Umständen besuchten ca. 9000 Menschen das Theater. Eine beachtliche Zahl. Sichtlich stolz ist der Intendant Markus Maria Enggist, verständlicherweise. Auf der Bühne herrscht zurzeit Sommerpause. Hinter der Bühne jedoch Hochbetrieb. Das kleine Büro über der Aare hat Vollbelegung. Alle sind fleissig am Arbeiten. Es gilt die neue Saison zu planen. Vieles ist schon geschehen. Die Rollen sind besetzt. Letzte Verträge werden noch aufgesetzt. Die Fotos des neuen Teams sind im Kasten und werden fürs Web vorbereitet. Die Plakate sind designt, bunt und modern ist der Auftritt. Daneben werden die Buchhaltung und Abschlüsse gemacht, Dossiers verschickt, Inserenten für die Programm-Flyer gesucht und die ersten Stücke bereits auf Mundart übersetzt.

Mundart ist cool

Das Theater Matte bleibt der Mundartschiene treu, denn es sieht sich als Volkstheater. Diese Bezeichnung entstand, geschichtlich gesehen, aus der Öffnung kultureller Angebote für die Arbeiterschaft, also als Ergänzung zum sogenannten Hoftheater. Das macht das Theater Matte auch einzigartig. Denn wo sonst kann man moderne und zeitgenössische Theaterstücke auf Mundart sehen.
Das Übersetzungsteam besteht aus Corinne Thalmann, Marianne Tschirren, Theo Schmid und Markus Maria Enggist. Während der Probearbeit werde oft hitzig über Ausdrücke diskutiert. Schimpfwörter sind hoch im Kurs. Zurecht besungen von Mani Matter. Die Sprache verändert sich stetig. Es schleichen sich Anglizismen und Germanismen ein, neue Redewendungen, neue Wörter. Dem Schauspiel-Team wird eine gewisse Freiheit gegeben mit der Wortwahl. Wenn man sich aber auf etwas geeinigt hat ist das fix. Ideal ist es, wenn jede und jeder so sprechen kann wie der Schnabel gewachsen ist. So wirken die Aufführungen authentisch, erklärt Markus Maria Enggist und fügt hinzu: Mundart ist einfach eine coole Sprache.

Mit viel Humor und Satire in die neue Saison

Ein genauer Blick auf die Plakate, die bereit stehen, um im Treppenhaus aufgehängt zu werden, verrät die vielversprechende Stückwahl der neuen Saison. Das Programm weist eine breite Auswahl an Themen und Genres auf. Es werden zeitgenössische Stücke, aber auch Klassiker und Werke mit kritischen, humorvollen und satirischen Ansätzen gezeigt. Gleich zwei Uraufführungen sind geplant. Das Stück «Alles ohne mich» vom deutschen Schriftsteller Rainer Berg und das neue Stück für Menschen ab drei Jahren «Krims, Krams, Krums!» aus der Feder von Livia Franz und Markus Maria Enggist. Zudem wird «Kriminalgschicht» von Stickelberger, Widmer und Matter wegen grosser Nachfrage anfangs Februar eine Woche lang wieder aufgenommen. Auf der Bühne zu sehen sind Christine Lauterburg, Hank Shizzoe, Michel Poffet und Markus Maria Enggist.

Aber beginnen wir von vorne

01 Das Mass der Dinge

Auftakt in die neue Saison macht die abgründige Satire «Das Mass der Dinge».
Der amerikanische Autor Neil LaBute verfilmte sein Theater Stück 2003 mit Starbesetzung.
Im Stück geht es um eine geschickte Verflechtung der modernen Frau-Mann-Beziehung mit den Mechanismen des Kunstmarktes. Hier stösst ein unsicherer Literatur-Nerd auf eine Kunstrebellin. Diese überfordert den Studenten mit ihren Ideen und Lebenseinstellungen. Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen lässt er sich auf die coole Künstlerin ein. Für seine neue Flamme verändert er sogar sein Leben.
Gleich vier neue Gesichter sind in dieser Produktion auf der Bühne zu sehen. Die vielversprechenden jungen Schauspieler*innen freuen sich sehr auf ihre Spielzeit und auf die Zusammenarbeit mit Regisseurin Corinne Thalmann.
Schauspiel: Dana Tröhler, Vinzenz Wegmüller, Sonja Grimm und Matthew Wildhaber / Regie: Corinne Thalman

02 Alles ohne mich

Mit einem Augenzwinkern beschreibt das Stück die Langeweile des Lebens und wie abenteuerlich es doch sein kann. Ein kurzes Zitat aus dem Stück macht Lust auf mehr:
«… Nehmen Sie den Tiger im Zoo. Tagein, tagaus kreist er in seinem Käfig. Bricht er aus, ist er frei. Oder er wird erschossen. Sein Risiko …» In einer der Hauptrollen kann man sich auf Fredi Stettler freuen.
Schauspiel: Fredi Stettler, Monika Balsiger und Sibylle Wenger / Regie: Markus Maria Enggist

03 Tartuffe

Das Theater Matte wagt sich bei der Produktion zu Silvester an die meistgespielte Komödie Frankreichs: An Tartuffe. Molières Komödie, die zu Lebzeiten des Autors gleich zweimal von der Zensur verboten wurde, zeigt uns humoristisch, zu wie viel Selbstbetrug der Mensch fähig ist. In einer Zeit von Fake-News bleibt das Stück auch fast 400 Jahre später eine intelligente und scharfe Satire auf die Gegenwart. Molière wäre heuer übrigens 400 Jahre alt geworden.
Schauspiel: Theo Schmid, Marianne Tschirren, Adrian Schmid, Annemarie Morgenegg, Miriam Jenni, Sarah Luisa Iseli, Micheal Schoch und Cornelia Grünig / Regie: Richard Henschel

04 Die Dinge meiner Eltern

Als nächstes ist eine Geschichte zu sehen, die mit viel Witz, Liebe und einer Prise Sentimentalität erzählt, wie man das Leben entrümpelt. Die Dinge meiner Eltern ist eigentlich als Monolog geschrieben und trotzdem werden auf der Bühne zwei Personen zu sehen sein: Die Schauspielerin Lilian Naef und die Kabarettistin und Schauspielerin Nicole D. Käser. Die beiden lassen im Stück die Vergangenheit aufleben.
Schauspiel: Lilian Naef und Nicole D. Käser / Regie: Corinne Thalmann

05 Vier Stern Stunden

Den Schluss der bevorstehenden Saison macht dann die rasante Komödie Vier Stern Stunden. Im Stück geht es um ein Vier-Sterne-Hotel, das schon bessere Tage gesehen hat, und ein berühmter Schriftsteller, dessen Stern auch schon heller leuchtete. Es wird darüber nachgedacht, wieso man eigentlich früh morgens aus dem Bett steigt. Warum man den lieben langen Tag tut was man tut. Dies alles mit viel Humor und dem Wunsch, nach den Sternen zu greifen. Gian Pietro Incondi, den man normalerweise als Regisseur im Theater Matte kennt, steht bei dieser Produktion mit auf der Bühne.
Schauspiel: Adamo Guerriero, Barbara Seidel, Gian Pietro Incondi, und Livia Franz / Regie: Markus Maria Enggist

Ein Fest zum Start

Das Leitungsteam freut sich auf die neue Saison. Das steht den glorreichen Sieben ins Gesicht geschrieben. Der Startschuss ist am 10. September 2022. Da öffnet das Theater Matte seine Türe mit dem alljährlichen Saisoneröffnungsfest.

Text: Nicole D. Käser, Bild: Nicole Stadelmann

Der Mattegucker wünscht dem Ensemble viel Erfolg, Hals und Beinbruch und eine tolle Saison.
www.theatermatte.ch