Gesamtsanierung Schifflaube, Badgasse und Bubenbergrain abgeschlossen

 Die Gemeinnützige Baugenossenschaft Bern hat entsprechend ihren Statuten den Fokus auf die Altstadt von Bern gerichtet und versucht dort Liegenschaften zu erwerben und diese zu erhalten, mit dem Ziel, diese der Spekulation zu entziehen und günstige Wohnungen anbieten zu können. Um diesem Ziel auch langfristig nachkommen zu können, dürfen die Gebäude weder vernachlässigt noch dem Zerfall überlassen werden. Die regelmässige Instandhaltung und die grosszyklische Instandsetzung (Gesamtsanierung von Gebäuden) sind daher unumgänglich.

Nach den Gesamtsanierungen der Wohnungen an der Badgasse und an der Gerberngasse konzentrierte sich die Verwaltung der GBB auf die Sanierung der Gebäude Bubenbergrain 15+17, 21+23, Badgasse 4 und Schifflaube 50+52. Sie beauftragte im Jahre 2016 das Architekturbüro Campanile + Michetti mit der Zustandsanalyse und Prüfung verschiedener Möglichkeiten zur Verdichtung und Aufwertung der Gebäude für zeitgemässe Wohnungen.

Dachgeschossausbau Bubenbergrain saniert

In folgenden Bauetappen konnte die Gesamtsanierung realisiert werden:

  • Schifflaube 50 + 52 - Januar 2018 – Januar 2019
  • Bubenbergrain 21 + 23 / Badgasse 4 - Februar 2019 – Juni 2020
  • Bubenbergrain 15 + 17 - Februar 2021 – Juni 2022

Mit den gegenwärtig in Ausführung befindlichen Umgebungsarbeiten findet dieses Projekt noch in diesem Sommer seinen Abschluss. Trotz hoher Kosten und grossem zeitlichem Aufwand ist die GBB rückblickend sehr zufrieden mit dem Resultat. Die Sanierungen sind sehr gut gelungen, die Nachfrage nach den Wohnungen ist gross und wir hatten keine Unfälle.

Was war speziell?

Die Gebäude waren, was ihren Standard und die Bauqualität betrifft, sehr unterschiedlich und eine Herausforderung für die Architekten. Sie mussten für alle neuen Wohnungen einen den heutigen Ansprüchen genügenden Ausbau und Komfort erreichen, ohne die Kosten dafür völlig ausufern zu lassen. Durch den Wegfall der Schulraumnutzung durch die Stadt Bern konnten in den Schulräumlichkeiten zusätzliche Wohnungen geschaffen werden. Dazu kam, dass der im Hof gelegene Pausenraum für die Bewohner in eine Aufenthalts- und Begegnungszone umgestaltet werden konnte.

Welche Bauarbeiten waren schwierig?

Die historische Bausubstanz aus den unterschiedlichen Epochen in Einklang mit den Ansprüchen an ein zeitgemässes Wohnen zu bringen. Dank der grossen Erfahrung der Architekten und der guten Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege der Stadt Bern, konnten Lösungen gefunden werden, die den Wohnansprüchen genügen und auch finanziell von der Bauherrschaft getragen werden konnten.
An der Schifflaube 50+52 bereitete die Statik der vorhandenen Baukonstruktion Kopfzerbrechen und am Bubenbergrain 15+17 machten den Verantwortlichen die Altlasten zu schaffen. Alle diese Probleme konnten dank Fachwissen, Einsatz und Kompromissen gelöst werden.

Wo war die grösste Herausforderung der drei Etappen?

Die grösste und die spannendste Herausforderung war der Anbau von Bubenbergrain 17. Im innerstädtischen Bereich,
der zum UNESCOWeltkulturerbe gehört, sind Verdichtungsbauten praktisch unmöglich realisierbar. Den Architekten gelang es unter Mitwirkung der Denkmalpflege der Stadt Bern, einen Anbau zu gestalten, welcher sich optimal in das Stadtbild integriert. Nur dank dieser Erweiterung konnten an diesem schönen und ruhigen Standort Familienwohnungen realisiert werden. Für diesen innovativen Projektvorschlag danken wir den Architekten und der Denkmalpflege bestens.
Ein weiteres herausforderndes Element bildete die Umgestaltung des Pausenplatzes und der Umgebung im Hof. Nach der Nutzung durch die Schule steht heute eine typische, terrassierte Gartenanlage, wie sie in der Nachbarschaft am Aarehang zu finden ist, den Bewohnenden der sanierten Gebäude zur Verfügung. Die Gestaltung ist naturnah und polyvalent nutzbar und dient zum Verweilen und Spielen.

Was hat Spass gemacht?

Damit aus «Alt» etwas «Neues» wird, worüber man sich freuen kann, ist eine gute Zusammenarbeit aller Projektbeteiligten von grosser Wichtigkeit. Zwischen Bauherrschaft, Planungsteam und Bauleuten hat dies hier sehr gut funktioniert – so macht das Bauen Spass!

Wie zufrieden seid ihr mit dem Resultat?

Die GBB zeigt sich sehr zufrieden mit dem neuen Wohnungsangebot und der Qualität der Bauten. Ein Indiz, dass wir hier das richtige Sanierungskonzept umgesetzt haben, ist auch die grosse Nachfrage nach den Wohnungen. Die GBB hat die Wohnungen nach objektiven Kriterien vermietet und konnte leider nicht allen Mietwünschen nach Wohnraum gerecht werden. Viele Interessenten und Interessentinnen mussten auf spätere Angebote vertrösten werden.

Seid ihr im Zeitplan geblieben, trotz allfälliger Lieferschwierigkeiten?

Ganz bewusst hat die Bauherrschaft die Ausführung der Bauetappen so ausgelegt, dass die Gebäudehüllen auf den jeweils kommenden Winter hin geschlossen waren und der Ausbau in den Wintermonaten erfolgen konnte. Dieses Vorgehen hat sich bei allen Etappen bewährt und die Bautermine konnten ohne Verzögerungen eingehalten werden.

Was hat dich besonders gefreut?

Die Zusammenarbeit in der Baukommission und mit dem Architekten Angelo Michetti und seinen Bauleitern war nicht nur durch die grosse Professionalität ausgezeichnet, sondern fand auch immer auf einer partnerschaftlichen und vertrauensvollen Ebene statt.
Besonderen gefreut habe ich mich, dass ich am 4. Dezember 2020 den von der Stadt Bern verliehenen Dr. Jost Hartmann-Preis 2020 entgegennehmen durfte. Der Preis gilt der beispielhaften Erneuerung und Wiederherstellung der Liegenschaften Schifflaube 50+52. Die Bauherrschaft zeigte grosse Verantwortung und Umsicht im Umgang mit der wertvollen historischen Bausubstanz.

Was hat dich am meisten geärgert?

Auf Baustellen geht es nicht immer nur «rund» zu und her, aber das gehört zum Baualltag und mit dem kann ich umgehen. Ärgerlich ist der Umstand, dass wir heute nicht genügend preiswerten und qualitätsvollen Wohnraum in der Matte/Altstadt anbieten können, um uns allen eine attraktive und lebendige Stadt zu bewahren. Daher geht mein Aufruf an die verantwortungsvollen Gebäudeeigentümer/innen, die GBB bei einem allfälligen Verkauf ihrer Liegenschaft doch miteinzubeziehen – wir setzen alles daran die Matte als Quartier in positivem Sinne weiterzuentwickeln und auch in Zukunft bezahlbaren Wohnraum anzubieten.

Wie geht es weiter?

Diese umfassende Gesamtsanierungsprojekt wird in diesem Sommer abgeschlossen sein. Zurzeit steht kein vergleichbares Projekt an, was bedeutet, dass wir uns wieder vermehrt den Instandhaltungsmassnahmen zuwenden.

Was habt ihr für Pläne?

Die Umsetzung von Instandhaltungsmassnahmen an den Liegenschaften Gerberngasse 18-26 ist bereits angelaufen. Hier werden die Dächer brandschutztechnisch saniert und die Dachhaut mit den Anschlüssen an Fassade und Brandmauern erneuert. Mit diesen Massnahmen werden sämtliche Gebäude der GBB mit Brandschutzmeldeanlagen ausgerüstet sein. In den nächsten Jahren konzentrieren wir uns auf die Erneuerung von Küchen und Bäder bei Wohnungswechseln, den Ersatz von Fenstern und Jalousieladen und alle uns sinnvoll erscheinenden Renovationsmassnahmen.

Was gibt es unter dem Betondach im Hof vor dem Bubenbergrain 17?

Es handelt sich hier um ein einzigartiges und sehr spezielles Bauvorhaben! Um dem denkmalpflegerischen Wert der Umgebung im Kontext mit den historischen Bauten gerecht zu werden, kann hier nicht ein «von der Stange» erhältliches Dach aufgestellt werden. Es handelt sich hierbei um ein Dach für die im Aussenraum geforderten und gedeckten Veloabstellplätze. Diese aufwendige Lösung wurde nun aber so konstruiert, dass das Dach im Sommer auch als Unterstand für gemeinsame Aktivitäten der Bewohnenden im Garten dienen kann. Ausgestattet mit Tischen und Stühlen soll hier – gerade auch in schwierigen Zeiten – ab und zu gefeiert und Freude vermittelt werden können!
Die Gemeinnützige Baugenossenschaft Bern freut sich sehr über das gelungene Bauvorhaben und wünscht der Mieterschaft und der Matte weiterhin viel Freude und einen schönen Sommer!
Herzlichen Dank Marcel Mischler für die Beantwortung meiner Fragen - wir sind gespannt wie es in der Matte mit Sanierungen weitergehen wird.

Text: Marcel Mischler, Bildmaterial: Alexander Gempeler