Stimmungsbild einer nicht repräsentativen Umfrage, durchgeführt von Marianne Schär Moser

 Marianne Schär

Wie nehmen Mätterlerinnen und Mätteler den Wandel wahr? Mit einem Fragebogen, per «Schneeballprinzip» verteilt, wurden Meinungen gesammelt. 20 Männer und 13 Frauen haben sich an der Umfrage beteiligt. Gemessen an der Zahl der Einwohnenden (2020: 1‘215 Personen) eine verschwindend kleine Gruppe. Und doch: die Antworten geben Einblick in das Erleben von 33 Menschen und stolze 25 Jahre hier (zwischen 2 und 53 Jahren).

Was war früher besser?

«Nichts», sagen vier Personen. Die anderen sehen negative Veränderungen. Zwei Fünftel (14) erleben einen Verlust von gemeinschaftlichem Leben, verbunden mit häufigen Zu- und Wegzügen von wenig quartierverbundenen Bewohnenden, sie vermissen «Matteoriginale» und bedauern die mit dem Verlust von günstigem Wohn- und Gewerberaum verbundene Verdrängung der Vielfalt. Ein gutes Drittel sieht die Schliessung von verschiedenen Läden und den drohenden Verlust der Post negativ. Jeweils von einem Fünftel werden der umgestaltete Mattebach und die schwierige Parkplatzsituation negativ erwähnt. Fünf Personen bedauern, dass es «brav und still» geworden sei, weil Ausgehlokale fehlen. Vereinzelt werden weitere Aspekte genannt, etwa Veränderungen in der Matteschule oder bei den Familiengärten.

Was ist heute besser?

Weniger Verkehr ist der mit Abstand am häufigsten genannte Punkt, er stellt für drei Fünftel der Befragten einen positiven Wandel dar. Jeweils ein Drittel freut sich daran, dass es weniger Lärm und Dreck gibt, es mehr Kinder hat und die Möblierung und Begrünung des öffentlichen Raums mehr Gemeinschaftsleben ermöglicht. Weiter genannt werden neue Restaurants oder Läden, Nachtbus, Matteschule, Hochwasserschutz, Jugendtreff, Stiftsgarten, der begrünte Mattebach und der Matteleist.

«Prägendes», das gleich geblieben ist

Hier kristallisieren sich drei Bereiche heraus, die jeweils von einem Drittel der Befragten genannt werden. Erstens – wenig überraschend – die Aare, Häuser und Gassen. Zweitens die Läden, allen voran das Mattelädeli, das als quartierprägend erlebt wird. Drittens schliesslich der Dorfcharakter – man kennt sich, grüsst sich, trifft sich, engagiert sich und ist stolz auf sein Quartier. Vereinzelt erwähnt werden Quartieranlässe wie Fischessen und Adventsfenster oder Orte wie Matteschule und Längmuur Spili.

Zukunftswünsche

Fünf Personen wünschen sich, «dass alles so bleibt wie es ist». Ein Drittel hat Anliegen zum Gemeinschaftsleben. Sie wünschen sich, dass sich Leute begegnen – auch solche, die anders denken, dass es Quartieranlässe gibt und der dörfliche Charakter erhalten bleibt – oder je nach Wahrnehmung wieder herstellt wird. Gleich viele nennen einen Ausbau der öffentlichen Orte als Wunsch, etwa zusätzliche Infrastruktur beim Platz neben dem Wöschhüsi, ein Becken im Mattebach, die Begrünung von Mühleplatz oder Aarstrasse und einen Skaterpark. Weiter häufig erwähnt werden der Erhalt oder Ausbau von Läden und Geschäften, die besseren Anbindung an den ÖV und die schonende Umsetzung des Hochwasserschutzes. Vereinzelt Wünsche sind Massnahmen gegen Parkplatztourismus, mehr Nachtleben oder ein Steg zur Englischen Anlage.

Und nun?

Alles fliesst… wo passt diese Weisheit von Heraklit besser als in unser von der Aare umschlossenes Quartier? Die Umfrage zeigt die Vielfalt der auch widersprüchlichen Wahrnehmungen des Wandels. Sie zeigt aber auch, dass alle das Quartier als etwas Besonders schätzen. Es liegt an uns, den Wandel mitzugestalten und Sorge zu tragen, diesen besonderen «Mattegeist» zu bewahren.

Marianne Schär Moser

Blick auf die Matte