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Im Mattequartier kennen sich viele untereinander – und doch gibt es immer mal wieder Situationen, wo eine Anlaufstelle für Unterstützung hilfreich sein kann. Seit August 2019 wird die Nachbarschaftshilfe der Stadt Bern auch im Mattequartier angeboten. Ursula Bischof Scherer (71) und Ashvinia Sinnarajah (8) machen mit und treffen sich regelmässig.
Ashvinia Sinnarajah wohnt mit ihrer Familie im Mattequartier und geht auch dort zur Schule.
Sie ist aufgeweckt und es passt ihr bestens hier im Quartier. Im elterlichen Restaurant läuft zudem immer einiges. Nur, mit wem kann sie ihren Deutschwortschatz ausserhalb der Schule erweitern und auch etwas lesen üben? Ashvinias Vater hat per Zufall die Projektleiterin Simone Stirnimann beim Verteilen der Flyer von Nachbarschaft Bern kennengelernt und wurde so auf das kostenlose Angebot aufmerksam.
Seit Oktober letzten Jahres besucht nun Ursula Bischof Scherer, die in der unteren Altstadt wohnt, einmal die Woche Ashvinia. Anfänglich haben sie sich für Lese-und Schreibübungen im Restaurant an einen Tisch gesetzt. Für die quirlige Ashvinia ist dieses Hinsitzen am Nachmittag nach der Schule nicht so toll. So haben Ursula und Ashvinia inzwischen entdeckt, dass gemeinsame Spaziergänge im Mattequartier für beide sehr viel interessanter und unterhaltender sind.
Das Mattequartier als grosse Schatzkiste
In der Matte finden sich immer wieder Möglichkeiten etwas zu lesen und mehr über die Geschichte oder das Quartier zu erfahren. Kürzlich diskutierten sie bei einem ihrer Spaziergänge darüber, was es mit der Gerberngasse auf sich hat. Ursula Bischof konnte Ashvinia erklären, was Gerbern ist. Was ist das für ein Beruf, was wird da produziert? Und wie man das wohl in Sri Lanka macht, wo Ashvinias Eltern herkommen? So definieren die Gassen im Quartier immer mal wieder das Gesprächsthema und für beide Seiten gibt es neue Entdeckungen und spannende Geschichten daraus.
Das Tandem funktioniert bestens. Ursula Bischof gestaltet die Spaziergänge meist so, dass sie in der ersten Hälfte Berndeutsch sprechen und in der zweiten ins Hochdeutsch wechseln. Und auch Rechnungsmöglichkeiten gibt es bei einem Rundgang im Quartier immer wieder, etwa bei den angeschriebenen Öffnungszeiten der Geschäfte: Wie lange ist geöffnet oder wie lange dauert die Mittagspause.
Ein Einsatz, der beide Seiten bereichert
Ursula Bischof hat sich im letzten Herbst bei Nachbarschaft Bern gemeldet, weil sie es eine gute Sache findet. Zudem hatte sie Zeit für ein Engagement sowie Interesse neue Personen aus der Nachbarschaft kennenzulernen. Ursula Bischof findet: «Ich bin überzeugt davon, dass Nachbarschaftshilfe Lebensqualität gibt. Es ist so einfach und macht froh, wenn man Qualitäten, die man hat - jeder Mensch hat auf irgendeinem Gebiet Qualitäten - anwenden kann».
Auch Ashvinias Eltern sind dankbar über das Angebot und schätzen die Möglichkeit, dass ihre Tochter mehr über das Quartier erfährt und Deutsch sprechen kann. Oft beschenken sie anschliessend die Freiwillige mit hausgemachtem Essen.
So funktioniert Nachbarschaft Bern
Nachbarschaft Bern ist ein kostenloses Angebot der Stadt Bern, welches Nachbarinnen und Nachbarn untereinander vermittelt. Es wird darauf geachtet, dass die besuchte und die freiwillige Person nicht mehr als 15 Gehminuten voneinander entfernt wohnen und die Unterstützung drei Stunden die Woche nicht übersteigt. Möglich sind verschiedenste Tätigkeiten: einkaufen für einen älteren Nachbarn, Nachhilfe für Kinder, ein gemeinsames Sprachentandem, Besuche bei einer Nachbarin um etwas Gesellschaft zu leisten... Die Vermittlerin von Nachbarschaft Bern klärt nach der Anmeldung die genauen Bedürfnisse und Präferenzen ab, sucht das passende Gegenüber und begleitet das erste Kennenlerntreffen. Sollte die vermittelte Person nicht passen, kann unkompliziert wieder gewechselt werden. Machen Sie auch mit? Wir freuen uns über Ihre Kontaktaufnahme!
Nachbarschaft Bern:
Tel. 031 321 76 50Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
www.nachbarschaft-bern.ch
Geschäftsstelle beim Kompetenzzentrum Alter, Predigergasse 6. Von Mo-Do spontane Besuche möglich.