Im Gedenken an Ernst Otto Bär,
22. August 1958 bis 15. April 2017

Porträt Otto BärDas Schoggi-Lindt-Haus ist eines der Wahrzeichen der Matte. Lange war es Sitz der elektro-feinmechanischen Werkstätte E.O. Bär AG. Hier war das Daheim von Ernst Otto Bär, dem ältes­ten Sohn der Inhaberfami­lie. Er wuchs mit Schwester und Bruder im Liebefeld auf, der Matte immer ver­bunden. Später zog er an die Wasserwerkgasse 2 und übernahm nach dem Tod des Vaters das elterliche Ge­schäft.

Otto pflegte ein gutes Verhältnis zu seiner Mieterschaft. In bester Erinnerung bleiben die Hausapéros, die origi­nellen Weihnachtsgeschenke und gemeinsame Anlässe, wie eine Schulung zur Bedienung der Feuerlöscher, die zum Fest mit genügend Zutaten zur Löschung von Hun­ger und Durst wurde. Seine Briefe, die er mit Schalk als „Hausmeister“ unterzeichnete, waren immer ein Feuer­werk an Wortwitz. Humorvoll wusste Otto auch seinen Namen zu nutzen – ein Bär mit einem Haus vis à vis vom Bärenpark, das eröffnet Möglichkeiten, besonders als sich eine Bärin und nach und nach kleine Bären dazu gesellten!

Otto war ein Sammler, seine Leidenschaft galt Sumis­walder Regulatoren. Wer um Mitternacht an der Wasser­werkgasse schlaflos im Bett lag, konnte den Schlag einer Vielzahl von Uhren mitzählen, da kamen einige „dong, dong…“ zusammen!

Im Quartier war Otto ein bekanntes Gesicht. Unterwegs plauderte er gerne hier und dort ein wenig, bewunderte den Hund oder tauschte Neuigkeiten aus. Wer ihn kann­te, weiss, dass er ein eigenwilliger Charakter war, manch­mal sehr direkt sagte, was er dachte und auch anecken konnte. Ein Bär halt: stark, treu, mit einem guten Herz, aber auch ab und zu wild brummend. Ein hohes Pflicht­bewusstsein war ihm eigen: Wort zu halten war Ehrensa­che, was er als seine Pflicht ansah, tat er.

In jungen Jahren lebte Otto einige Zeit in Genf, wo er Freundschaften fürs Leben schloss und seine Begeiste­rung für die Seefahrt entdeckte. Obwohl er nie zur See gefahren ist, hat ihn diese Welt fasziniert und er war treu­es Mitglied des Seemannsclub Sektion Bern. Den Club-Hut trug er mit Stolz, das Clublokal war seine zweite Wohnstube. Wen erstaunt da, dass Seemann Otto die Liebe seines Lebens in einer Frau aus der Ferne fand? Ein Kollege stellte ihm die Nichte seiner philippinischen Frau vor und bald wehte neben der Berner- und Schwei­zer Fahne eine philippinische Flagge am Aarestrand, im Daheim der Familie Mylene + Otto Bär-Carpina, zu der mit den Jahren die Kinder Sarah, Iris und Roy kamen. Otto war ein Familienmensch. Seine kleine Familie war ihm zentral, auch mit der Bären-Verwandtschaft pfleg­te er regelmässig und gerne Kontakte. Genauso wichtig wurde ihm der philippinische Teil seiner Familie, er war für sie da und sie umgekehrt für ihn.

Von den Matte-Hochwassern war Otto als Hausbesitzer und Bewohner doppelt betroffen. Das Hochwasser 2005 kam pünktlich zu seinem Geburtstag – ein höchst uner­wünschtes Geschenk! Und der Moment denkbar ungüns­tig: die Renovation fiel zusammen mit den Vorbereitun­gen der Familie für ihr Auswandern in die Philippinen. Auf der Insel Bohol fand Otto eine zweite Heimat, in der er frei von Sachzwängen leben konnte. Ein Leben in einer anderen Kultur, in einer Grossfamilie mit klei­nen und grossen Verwandten sowie, wie Otto in einem Mail schrieb, mit „einem Wasserbüffel, zwei Geissen, drei Hunden sowie Hühnern und Enten mit ihren Jungen, deren Anzahl zurzeit nicht zu eruieren ist“. Schmunzelnd erzählte Otto jeweils, dass er auf den Philippinen gänz­lich von seiner Frau abhängig sei, weil er als Ausländer kein Land besitzen dürfe, Haus und Hof also auf sie lau­ten, und sie ihn jederzeit wegschicken könnte.

Otto Baer an der Wasserwerkgasse

Die Matte blieb Ottos Heimathafen, zu dem er jedes Jahr für einige Monate zurückkehrte. Er blieb im Kontakt und wusste nicht zuletzt dank www.matte.ch, was hier läuft. Nach 10 Jahren Philippinen plante die Familie, ihren Le­bensmittelpunkt zurück in die Matte zu legen, um den Kindern eine gute Ausbildung zu ermöglichen. Otto hat sein Möglichstes getan, um die Weichen zum Gelingen dieses Vorhabens zu stellen. Den Weg gemeinsam mitzu­gehen war ihm nicht mehr vergönnt.

Zusammengetragen von Familienmitgliedern und Nachbarsleuten, notiert von Marianne Schär