Im Mattegucker Nr. 6 vom August 2010 erschien ein grosses Interview mit Martin GMartin Giezendanneriezendanner, als er damals in den Leist-Vorstand gewählt wurde, deshalb haben wir uns in diesem Interview auf seine Aufgabe als Leist-Präsident beschränkt. Das Interview ist übrigens auf www.mattegucker.ch nachzulesen.

Einige Infos zu seiner Person

Martin lebt seit 2002 an der Schifflaube 32. Das Hochwasser 2005 hat er aus nächster Nähe erlebt – er war mittendrin. 2010 wurde Martin Giezendanner in den Matte-Leist-Vorstand gewählt. Sechs Jahre später übernimmt er das Präsidium. Martin ist am 19.11.1959 in Luzern geboren und aufgewachsen. Seine Lehre als Mechaniker absolvierte er bei der Bell Escher Wyss in Kriens. Nach der Lehre folgte die Ausbildung zum Maschineningenieur HTL, die er in Burgdorf abgeschlossen hat. Heute arbeitet er als Projektleiter für Wasserkraftwerke im Bereich Engineering Hydro bei der BKW in Bern. Es ist Freitagabend. Martin kommt leichtfüssig in den Buchladen Einfach Lesen zu unserem Gespräch. Für einmal zu Fuss und nicht mit dem Velo. Ohne Umschweife beginnen wir unser Gespräch.

«Wieso wurdest du Leist Präsident?» Er schaut mich etwas verwundert an.

«Dies ist jetzt eine schwierige Frage zum Anfang unseres Gespräches», meint er lachend.

«Im Sommer 2015 eröffnete uns Bernhard Bürkli, dass er das Amt als Präsident an der nächsten Hauptversammlung abgeben werde. Wir haben anschliessend im Vorstand diskutiert, wie wir uns neu aufstellen sollten. Da sich gleichzeitig auch Brigitte Holzer aus dem Vorstand zurückgezogen hat, blieb keine grosse Auswahl und so habe ich mich nach einigem Überlegen entschlossen, mich zur Verfügung zu stellen.»

«Was interessiert dich an dieser Aufgabe?»

«Mich interessieren vor allem die Problematik des Hochwasserschutzes und die Möglichkeit in den Projekten hier in der Matte mitreden zu können.» Martin ist für diese Aufgabe der richtige Mann, hat er doch auch beruflich viel mit dem Thema «Wasser» zu tun.

Dann erzählt mir Martin davon, was bisher im Rahmen der Mitwirkung beim Wasserbauplan gemacht wurde und wie sich der Matteleist in die Vernehmlassung einbringen konnte. Der Mitwirkungsbericht wurde vom Tiefbauamt im Februar dieses Jahres publiziert.

Es wird weiterhin eine Ufermauer rund um das Inseli geplant. Dank den Stimmen aus der Matte wird diese Mauer aber nicht mehr so hoch und die Behörden und die GVB haben akzeptiert, dass diese Ufermauer mit mobilen Massnahmen ergänzt werden kann. Das heisst zwar, dass nicht alle Liegenschaften in der Matte in den «grünen Bereich» kommen. Die feste Ufermauer ist aber so hoch, dass der Stollen in Thun immer so betrieben werden kann, dass der Abfluss der Aare in Bern ohne zusätzliche Massnahmen der Feuerwehr möglich sein sollte.

Der Wasserbauplan ist nun zur Prüfung an den Kanton übergeben worden. Anschliessend folgt die Genehmigung durch den Gemeinderat und den Stadtrat, danach folgt das Baubewilligungsverfahren und abschliessend eine Abstimmung über das Bauvorhaben.

Für Martin ist es wichtig, dass er den Hochwasserschutz zusammen mit dem Delegierten des Vorstandes weiterhin begleiteten kann. Er möchte möglichst wenige Einschränkungen für das Gewerbe, Anwohner und alle, die in der Matte leben.

Ich muss wohl bei seinen Erklärungen und Ausführungen das eine oder andere Mal etwas erstaunt drein geschaut haben, als er unvermittelt fragte: «Chunnsch eigentlich druus, was i verzelle?»

«Nicht wirklich», lache ich laut. «Es ist so technisch und so kompliziert.»

Für Martin, der bei der BKW als Projektleiter im Wasserbau arbeitet, ist der Hochwasserschutz ein wichtiger Teil in seiner Arbeit als Matteleistpräsident.

«Nicht nur», betont er. «Aber es liegt mir natürlich sehr am Herzen.» «Was ist für dich noch wesentlich?», will ich wissen

«Eingebunden bleiben in den Altstadtleisten und die Zusammenarbeit fördern. Wichtig ist mir aber auch, wie man auf die Bedürfnisse der Matte-Bevölkerung aufnehmen kann. Mir ist es ein Anliegen Anlässe zu organisieren, die die unterschiedlichen Menschen zusammenbringen. Gerne würde ich auch vermehrt Anlässe sehen, an denen viele Mätteler und Mättelerinnen teilnehmen würden. Der Dialog ist tatsächlich immer wieder eine Möglichkeit zu erfahren was ansteht. «Das wird nicht einfach sein, sind doch viele unterschiedliche Menschen in diesem Quartier», wende ich ein. «Für mich ist es ein grosses Anliegen mithelfen zu können, wo man kann. Es ist sicher eine grosse Herausforderung, alle diese unterschiedlichen Befindlichkeiten hier unter einen Hut zu bringen. Ich denke aber, dass es auch im Leist ein Umdenken braucht. Es hat sich in den letzten Jahren vieles verändert, nicht nur hier in der Matte. Es scheint sinnvoll abzuklären welche Anlässe passen und was man unterlassen kann und soll. Glücklicherweise sind wir im Vorstand ein Team, so können wir die Aufgaben untereinander verteilen. So ist es hoffentlich möglich, dass wir einiges bewegen und organisieren können.

Wir haben uns im Vorstand die Aufgabe gestellt, unsere Arbeit und die Schwerpunkte unserer Tätigkeit zu überprüfen. Ich hoffe mit neuen Mitgliedern im Verein und im Vorstand den Leist in der Matte wieder breiter abstützen zu können. Vielleicht kann man dies als Transformation oder als Strukturwandel bezeichnen, das wird sich zeigen. Ob der Leist in zwei Jahren oder nach der Umsetzung des Hochwasserschutzes in der Matte noch derselbe ist, bleibt offen.

«Was erwartest du von der Matte-Bevölkerung?»

«Ein Feedback der Leute, was sie vom Leist erwarten und was der Leist tun soll. Das Gespräch mit den Leuten ist mir ein Anliegen und ich bin auch froh, wenn die Leute auf den Leist und auch auf mich zukommen.»

«Wirst du die Buslinie 30 weiterverfolgen?»

«Natürlich werden wir dies weiterverfolgen, denn ein Bedürfnis ist es jedenfalls. Aufgeben werden wir nicht und je nach dem was im Gaswerkareal passiert wird die Chance sicher grösser, dass der Tagesbus Tatsache wird. Dranbleiben werden wir jauf jeden Fall.

Der Leist-Vorstand wird sich demnächst zu einem «Gedankenaustausch» zusammenfinden, um weiteres zu planen – was zur gegebener Zeit auch kommuniziert wird. Dies wurde uns an der letzten Leist-Versammlung in Auftrag gegeben.

«Was sind deine persönlichen Ziele?»

«Ein funktionierender Nachbarschaftsverein mit vielen Mitgliedern in einem lebendigen Quartier … und lebenswertes Quartier … weiterhin mit einer guten Durchmischung … und weiterhin das Dorf in der Stadt.

Vorstand Matte-Leist 2016

Der Matte-Leist Vorstand 2016

Mein Ziel ist es einen aktiven Vorstand zu haben … einen breit abgestützten Vorstand, in dem verschiedene Aspekte vertreten sind. Damit alles im Fluss bleibt und dann werden wir in zwei Jahren sehen was wir erreicht haben. Aus meiner Sicht befindet sich der Leist in einem Erneuerungsprozess … und was daraus kommen wird, wissen wir jetzt noch nicht. Wir beginnen mal beim Vorstand … und es wird wichtig sein, die Meinungen der Bevölkerung anzuhören und mit in die Planung einzubeziehen.
Herzlichen Dank, Martin, dass du dir ein weiteres Mal Zeit genommen hast bei mir hereinzuschauen.

Rosmarie Bernasconi