Nicht nur im Nordquartier und in der Lorraine, auch in der unteren und oberen Altstadt wird viel von Strukturwandel gesprochen. Was hat das zu bedeuten und was hat das mit dem Mattequartier zu tun? Seit der 138. Hauptversammlung des Matteleists am 05. April im Turbinensaal des alten Kraftwerkes in der Matte ist der Vorstand des Leists neu zusammengesetzt. Bernhard Bürkli als langjähriger Präsident und Brigitte Holzer als ebenso langjähriges Mitglied sind aus dem Vorstand verabschiedet, Thierry Kneissler als neuer Kassier und Samuel Fankhauser als neues Mitglied sind in den Vorstand gewählt worden. Martin Giezendanner ist neu als Präsident gewählt worden. (Lesen Sie das Porträt auf Seite 18)

v.l.n.r. Aram Meljkian (Verkehr) Res Lüthi (Hochwasser,) Elvira Bühlmann (Beisitzerin)Sam Fankhauser, (Beisitzer) Martin Giezendanner (neuer Matte-Leist-Präsident) Thierry Kneissler (Kassier)

Strukturwandel in der Matte also?

So einfach geht das wahrscheinlich nicht. Der Leist hat sich selbst an der Hauptversammlung daher auch die Aufgabe gestellt, Ziele und Zweck des Vereins zu überprüfen und gegebenenfalls den neuen Herausforderungen (um nicht schon wieder zu sagen dem Strukturwandel...) anzupassen. Was geht ab in der Matte? Ich selbst bin nicht in Bern aufgewachsen, ich kenne also die Zeit der Tanzdiele nicht aus eigener Erfahrung. Den Betrieb der Stadtmühle in der Matte kenne ich allerdings aus der Zeit als ich als ich am Tech in Burgdorf studiert habe. Damals erhielt ich ein Angebot für die Beteiligung an einem Haus-Renovierungs-Projekt an der Schifflaube, an dem ich mich aber nicht beteiligen konnte. Seither konnte ich zwar an einem anderen Renovierungs-Projekt mitarbeiten, es gibt jedoch sowohl die Stadtmühle als auch die Tanzdiele in der Matte nicht mehr. Andererseits aber wohnen wieder mehr Familien und mehr Kinder im Quartier die in der Matte zur Schule gehen. Zeichen einer Veränderung also ganz bestimmt! Die Statuten des Leist können solchen Änderungen im Umfeld nur bedingt angepasst werden. Das ist wahrscheinlich auch nicht unbedingt notwendig. Dennoch ist der neue Vorstand der Ansicht, dass der Leist seine Tätigkeiten überprüfen und allenfalls den Veränderungen anpassen sollte. Reicht es als Leist ein oder zweimal pro Jahr einen Anlass zu organisieren, weil das immer so gemacht wurde? Was erwarten die hier Wohnenden und die hier Arbeitenden von einem aktiven Leist, von einer aktiven Quartierorganisation? Dies herauszufinden hat sich der Vorstand zur Aufgabe gemacht.

Alles beim Alten lassen?

Es soll ebenfalls geprüft werden wie stark der Leist traditionellen Themen verpflichtet ist. Der Durchfahrtsverkehr in der Matte hat in den Randstunden deutlich abgenommen. Die Erschliessung mit dem öV ist aber noch immer ein Thema. Der Hochwasserschutz ist noch nicht abschliessend gelöst. Das Projekt wird im Quartier für viele und über mehrere Jahre weiterhin ein Thema bleiben. Anders als in den anderen Quartieren der Stadt gibt es in der unteren Altstadt keine Quartierorganisation. Jedoch ist der Matte-Leist zusammen mit den Leisten der unteren Altstadt in den VAL eingebunden. Sind damit die Verbindungen zu den Behörden und zum Gemeinderat genügend gut, um Wünsche und Anregungen aus dem Quartier einzubringen?

Wie weiter?


Der Vorstand wird sich im Sommer zurückziehen und diese verschiedenen aktuellen Themen diskutieren. Ob sich bereits daraus für den Vorstand ein neues Programm ergibt oder ob zusätzlich bei den in der Matte Wohnenden und Arbeitenden Anliegen und Bedürfnisse abgefragt und erforscht werden sollten, wird sich zeigen. Der Vorstand des Leists wird an der nächsten Hauptversammlung oder vielleicht auch schon früher berichten. Beständigkeit und Offenheit für Neues müssen nicht gegensätzlich sein. Der Leist hat in den 138 Jahren des Bestehens vieles erlebt und manchen (Struktur-)Wandel mitgemacht. Veränderungen zu spüren und diese aufzunehmen ist daher eine Tugend, die dem aktiven Leist gut anstehen.

Martin Giezendanner