Marc Beekhuis ist durch und durch Schweizer, auch wenn er einen holländischen Namen trägt. Sein Vater zog früh, in jungen Jahren aus den Niederlanden in die Schweiz. Marc wurde am 16. August 1978, im Zeichen des Löwen, in Bern geboren und wuchs in Kehrsatz auf.
Im 2006 zog Marc in die Matte. «Eigentlich suchte ich ein Atelier. Aus dem Atelier wurde eine Atelierwohnung. Nachdem die Besitzer die Räumlichkeiten verkauften, gaben wir das Atelier auf, zogen in den 3. Stock und wohnen nun in einer «richtigen» Wohnung. Jetzt können wir von oben auf das Wasser schauen.» Gemeinsam mit seiner Partnerin Regina lebt Marc auf dem Inseli an der Wasserwerkgasse. «Wir sind seit 1997 ein Paar», flechtet er ein. «Was, schon so lange?» Ich blicke ihn erstaunt an. «Ja wir sind schon so lange ein Paar, in der Zeit sind andere längst geschieden und neu verheiratet. Wir sind eine Ewigkeit zusammen und ich habe das Glück, dass ich wirklich eine gute Partnerin gefunden habe», sagt er nicht ohne stolz.

«Wer ist Marc?», will ich auch von ihm wissen.

«Ich bin ein ungeduldiger Mensch. Wenn ich einen Plan habe, dann möchte ich so schnell wie möglich zu einem Resultat kommen. Manchmal wäre es einfacher, wenn ich etwas aufbauen könnte und ab und zu nervt es mich schon, dass ich so ungeduldig bin und nicht bereits früher mit einem Aufbau meiner Karriere begonnen habe. Ich vermisse meine eigene Nachhaltigkeit», sagt er nicht ohne bedauern. Marc ist wirklich ein kreativer, lebendiger, engagierter und begeisterungsfähiger Mensch, der sich schnell in eine Sache «hineinsteigern» kann.
«Festlegen ist für mich schwierig, denn es gibt so viel Spannendes in meinem Beruf als Grafiker, in meinem Leben und in meinem Alltag. Im Beruf muss man sich vermehrt spezialisieren und ich müsste wohl mein Betätigungsfeld einschränken und mich nicht zu sehr zu verzetteln. Es gibt so vieles, was mich interessiert, sodass ich oftmals den Eindruck habe, etwas zu verpassen.» Nachdenklich schaut er mich an.
«Ich bin ein Alphatier, dies passt zu meiner Ungeduld. So muss ich Acht geben, dass ich mich nicht überfordere, weil ich mich immer wieder exponiere. Selbstzweifel gehören zu mir, denn ich suche immer wieder die Herausforderung. Manchmal muss ich mich zwingen, in die Natur zu gehen, um zur Ruhe zu kommen. Und manchmal ist es gar nicht so klug, ungeduldig zu sein», überlegt er weiter. «Denn die andern in einem Team wissen das und können dann so lange warten, bis ich die Initiative ergreife und ein Projekt beginne. Ist nicht nur lustig», meint er nachdenklich. «Letztes Jahr wurde ich ziemlich krank. Dies liess mich etwas geduldiger werden. Jetzt geht es mir wieder gut und wie schnell ist mal wieder im alten Fahrwasser!», sagt er grüblerisch.
«Wie hat sich denn das Berufsbild des Grafikers verändert?»
«Ich denke der Beruf genoss früher ein höheres Ansehen. Mittlerweile gibt es etliche Ausbildungen und die Computerprogramme sind für alle verfügbar.
Selbst kleinere Firmen haben nun ihre internen Kommunikationsleute und Aufträge für externe Grafiker sind häufig klar definiert. Ich habe an der Hochschule in Bern visuelle Kommunikation studiert und sehe mich eher als Konzepter. In der Praxis gerate ich aber häufig in die Rolle des ausführenden Grafikers. Die schönste Gestaltung nützt aber nichts wenn das übergeordnete Konzept nicht funktioniert.
Er selber ist noch auf der Suche, was denn wirklich sein eigener Weg ist.
«Du hast ja noch genügend Zeit, deinen Weg zu finden!», sage ich übergangslos. Er lacht.

Marc Beekhuis 2014

Was gefällt dir in der Matte?

«Mir gefällt es natürlich wie vielen hier unten am Wasser zu sein. Und vom dritten Stock aus habe ich die nötige Distanz. Ich finde es etwas schade, dass es das Wasserwerk nicht mehr gibt. Vielleicht hat dies aber meinerseits auch damit zu tun, weil ich früher viel in diesem Club war. Er hatte zu Tinu Schneiders Zeiten einen internationalen Touch gehabt, was ich ganz gut fand. Heute gehe ich ohnehin nicht mehr so viel aus wie früher. Nostalgisch angehaucht vermutlich», stellt er sachlich fest.
«Möglicherweise fehlte auch der Inhalt oder das klare Programm. Es gab Momente im Wasserwerk, wo das ursprüngliche Kulturkonzept wieder aufgeflackert ist. Nun, das Wasserwerk ist Vergangenheit. Was kommt, werden wir sehen.»

«Was würdest du dir wünschen für die Matte?»

Marc hat eine differenzierte Meinung zur Matte. «Ich wünsche mir, dass es belebt bleibt und die bunte Durchmischung würde ich ebenfalls gerne beibehalten. Kreative, Handwerk, Familien, Geschäfte, Restaurants, aber auch Nachtbetriebe sollen ihren Platz finden und haben», sagt er bestimmt.
«Was ich mir zudem wünsche, ist, dass der Hochwasserschutz in die richtige Richtung geht. Ich hatte im letzten Sommer, als es kritisch wurde, ein gutes Gefühl und ich hatte den Eindruck, dass es noch wesentlich mehr Wasser vertragen hätte. Ich finde, dass sich, seit 2005 viel getan hat. Klar gibt es noch einiges zu tun. Und man kann auch selber viel bei sich zu Hause zum Hochwasserschutz beitragen: Gussböden einbauen, mobile Dammbalken einbauen, Pumpen anschaffen. Man kann nicht nur immer der Stadt und bei den anderen fordern und selber nichts dazu beitragen.
Uns ist wohl abhanden gekommen, dass wir mit der Natur zusammen leben.
Ursprünglich wurde die Matte von Fischern und Gerbern und Leuten besiedelt, welche auf das Wasser angewiesen waren. Heute wohnen wir freiwillig an der schönen Lage am Fluss, akzeptieren aber die Konsequenzen nicht.
In Schangnau sind sie mit der Katastrophe anders umgegangen. Der Fokus der Medien lag zu oft auf der Matte und das hat mich zuweilen auch genervt. Versteh mich nicht falsch. Ich bin schon froh, dass man ein Auge auf die Matte wirft. Dass die Feuerwehr und Einsatzkräfte so gute Arbeit geleistet haben, dass ich mich tatsächlich in Sicherheit wiegen konnte. Und Wasser ist in der Matte halt ein wichtiger Bestandteil des Lebens. Und schliesslich gefällt mir das sehr.»

Herzlichen Dank für deine engagierten Voten, deine Begeisterungsfähigkeit und deine Zeit, die du mir für das Interview zur Verfügung gestellt hast.

Rosmarie Bernasconi