Lisa EberhardIch wäre gern noch für einen Augenblick an Deinem Bett gesessen, als Du Dich bereit machtest, für Deine letzte, grosse Reise. Hätte dabei ein letztes Mal Deine Energie gespürt, die trotz Alter, stark weit und hell war.

Nun bist Du nicht mehr in Deinem wunderschönen Körper, Du alte Indianerin. Kann Dir nicht mehr begegnen auf der Strasse, mich neben Dich setzen neben dem Brunnen, zusammen die Schnäppchen anschauen auf dem Mattemärit.
Ich schreibe Deiner Seele, die ihren Weg gefunden hat. Zurück zum Ursprung und nun überall ist. In jedem Blatt, im Lachen der Kinder im Sandkorn am Aareufer, im Stern, dem Du ein Leben lang gefolgt bist.

Deine Ehrfurcht vor dem Leben, die Freude am grossen Tanz, Dein Verständnis für die Schatten und Abgründe des Menschen fehlen, in einer Welt, wo vieles seelenlos, hektisch und kalt geworden ist. Deine Weisheit, die immer wieder durch Deinen Geist wehte, war spürbar bis in die kleinen Dinge, die dadurch oft aus ihrem Schattendasein ans Licht rückten.

Du hast die Seelen vieler Menschen berührt, mit Deiner Offenheit, Deinem Dasein und Zuhören, Deiner Freude am Skurrilen, Komische, an dem, was ausserhalb der grauen Alltagsnorm liegt. Deine Liebe zum Kleinen, Verborgenen hat mich oft zutiefst bewegt.
Ich erinnere mich an Gespräche, bei Euch in der Küche, ein Ort, der mich immer wieder einlud einen Augenblick zu verweilen.
Das Jassen in der Laube vor dem Ligu Lehm, werde ich nie vergessen, wo du Trump++pf gemacht hast mit einer Schaufel 6. Wer sonst würde so was tun? Schon das zeigt Deine Einmaligkeit, die sich nicht um sinnlose, einengende und begrenzende Regeln kümmerte.
Wie oft sassen wir, mit den Füssen im Wasser vom Mattebach, damals im heissen Sommer und haben über Gott und die Welt gewundert. Das, nachdem ich mit Dir und Fritz zu Nacht essen durfte, auf dem Bänkli vor dem Haus. Dabei konnte ich immer wieder diese Grosszügigkeit erfahren die Euch beiden eigen ist. Wie sehr liebte ich Deine Kreativität, auch in der Auswahl Deiner Kleider. Sie hat mir Mut gemacht, mich nie um irgendwelche Vorschriften von altersgemässe zu kümmern.

Immer wieder sah ich Dich, in meinem inneren Bild, als Indianerin, durch das Alter schöner und schöner geworden, unter einem Baum sitzen, in die Weite schauen. Ihr Gesicht verrät, dass sie um unzählige, verborgene Welten weiss. Sie heisst das Leben willkommen, so wie es ist, nimmt an der grossen Feier teil und legt immer wieder die Hände zusammen zum Dank an den Grossen Geist. Ich danke Dir, Lisa.

Marianne Hostettler