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Ich kenne Thomas Eberhard schon seit einigen Jahren und ich bin immer wieder überrascht, was diesem dynamischen und schöpferischen Menschen in den Sinn kommt. Thomas Eberhard wurde im Zeichen Widder 1968 geboren und ist ausgebildeter pädagogischer Psychologe lic. phil und Journalist BR. Als ich ihn im Jahre 2000 kennen lernte, organisierte ich den Berner Münster Weihnachtsmarkt neu. Er rief mich an und fragte mich, ob es denn noch Platz habe für einen Suppenstand. Ich war Feuer und Flamme und für mich war klar, dass dies eine gute Ergänzung in diesem Markt darstellen würde. Der Suppenstand war ein Renner und die Leute kamen oft extra wegen der Suppe auf den Weihnachtsmarkt.
Es dauerte nicht lange, übernahm Thomas das Präsidium vom Weihnachtsmarkt. Ich war froh, einen so dynamischen Nachfolger zu haben. Strukturen zu verändern ist das eine, Unbeweglichkeit auszuhalten war das andere. So zog es den «Suppen Thomas» weiter und einige Jahre später bin ich dem «Bienen Thomas» wieder begegnet.
Wir treffen uns zu einem gemütlichen Schwatz und haben uns wie immer viel zu erzählen.
«Sag mal Thomas, wie kommst du nun plötzlich auf die Bienen?»
«Ganz einfach – ein Bubentraum! Als ich 9-jährig war, habe ich immer beim Nachbarn zugeschaut. Er war Imker. Und das faszinierte mich. Auch die Eltern meiner Freundin haben Bienen, und so bin ich dann eben von der Suppe zum Honig gekommen», meint er lachend.
«Mir ist aufgefallen, dass es in den letzten zwei Jahren nur noch negative Schlagzeilen über die Bienen in der Schweiz gab: Bienensterben, Bienenkrankheiten, kein Nachwuchs bei den Imkern etc. Und für mich ist es wichtig, aktiv etwas zu tun, als nur zu jammern. So habe ich mich bei den Imkern umgehört und umgeschaut. Ich selber habe eine Ausbildung als Imker gemacht, weil ich wissen will wie das Imkern wirklich funktioniert.»
Thomas ist auch dem Verband beigetreten. «Eine recht strukturierte Sache», meint er schelmisch. Für Thomas ist es wichtig, dass alte Strukturen aufgebrochen werden können. «Der Zugang von Nicht-Imkern zur Imkerei soll auch möglich sein.»
So hat Thomas das Projekt rentabee.ch ins Leben gerufen.
«Was ist denn Rentabee eigentlich?»
«Mit rentabee.ch gehört Dir für ein Jahr ein Bienenvolk!
Das Bienenvolk trägt Deinen Namen und steht bei einem erfahrenen Verbands-Imker in Deiner Nähe. Der Imker hegt und pflegt Dein Volk und Du hilfst ihm dabei: Bei mindestens zwei Besuchen zeigt er Dir alles, was Du wissen willst. Du darfst bei Deinem Bienenvolk selber Hand anlegen und hilfst selbstverständlich beim Honigschleudern mit. Und das Wichtigste: Natürlich füllst Du den Honig von Deinem Bienenvolk selber in Gläser ab und darfst 8 Gläser (4 Kilogramm) davon mit nach Hause nehmen! Mit eigener Etikette! Dein eigenes Bienenvolk kostet für ein Kalenderjahr 140 Franken. Mehr dazu findest Du unter www.rentabee.ch.»
«Gibt es denn bereits Imker, die bei deinem Projekt rentabee.ch mitmachen?»
«Ja, bis jetzt sind es 15 Imker, die sich zur Verfügung gestellt haben und ihre Bienenvölker vermieten. Es sind viele junge Menschen, die sich für rentabee.ch interessieren!»
«Aber sag mal Thomas, du bist doch eher aktiv und fürs «Imkern» braucht es doch eine gewisse Ruhe?»
«Ja, das stimmt! Wenn ich nervös vom Büro nach Hause komme, dann hat es gar keinen Sinn, sich den Bienen zu nähern. Auch mit Schleier und Handschuhen nicht. Ich muss dann zuerst ein bisschen «runter kommen». Und wenn ich dann zur Ruhe gekommen bin, finde ich es fast schon meditativ, sich mit den Bienen zu beschäftigen. Es ist wie ein Eintauchen in eine ganz andere Welt. Ein ausgewachsenes Volk hat ungefähr 30’000 Bienen und eine gute Königin legt pro Tag rund 1000 Eier. 21 Tage später gibt es junge Bienen.
Die Königin ist die Chefin – in den Bienenvölkern herrscht eine klare Struktur.» Thomas erzählt mit leuchtenden Augen über die Bienenvölker.
«Wenn die Bienen merken, dass die Königin nachlässt, dann ziehen sie hinter deren Rücken eine neue Königin auf. Der Kampf der Bienenvölker …»
«Was faszinierst dich an der ganzen Sache?»
«Das eine ist die Organisation und der Aufbau eines Bienenvolkes. Und auf der andern Seite habe ich ganz einfach sehr gerne Honig», lacht er.
Drei Bienenvölker beherbergt Thomas im Altenberg. «Zum Glück haben die Bienen ihre Flugbahn nicht gegen die Nachbarn ausgerichtet. So haben die emsigen Tiere freie Bahn und stören niemanden.»
An einem schönen Donnerstagmorgen im April besuche ich Thomas im Altenberg. Er hat für mich extra ein «kleiner Event» vorbereitet: Ein junges Bienenvolk zügelt von einem kleinen Bienenkasten in einen grösseren. Selbstverständlich hatte ich Schleier und Handschuhe an und ich muss gestehen, trotz des Surrens und Summens fühlte ich mich sehr sicher und aufgehoben. Kein Fuchteln mit den Armen, kein Herumhüpfen, weil eine Biene mir irgendwo auf der Nase sass. Einige sassen zwar auf meinem Kopf, aber kein Problem, ich war geschützt. Thomas zeigte mir, wie das funktioniert, wenn ein ganzes Bienenvolk umzieht.
«Ich hoffe nur, die Königin fliegt nicht aus», sagt er trocken.
«Wieso? Was geschieht, wenn die abhaut?»
«Dann hauen die Bienen auch ab!»
«Ja super», erwidere ich nur.
Thomas hat Glück gehabt. Nach rund einer halben Stunde wird es ruhig um den Bienenkasten und die Bienen sind in ihr neues Heim gezogen.
«Die Königin ist eingezogen.» Thomas atmet erleichtert auf.
Ich mache noch das eine oder andere Foto und marschiere glücklich durch die Matte. Noch lange hatte ich das Summen des Bienenvolkes in den Ohren. Um eine Erfahrung reicher bin ich durch die Matte an die Badgasse geschlendert.
Danke Thomas für deine Zeit und deine Erklärungen.
Wer mehr über dieses Projekt wissen will:
IG Rentabee, Waaghausgasse 18, CH-3011 Bern.
Telefon: 031-334 20 35, Fax: 031-334 20 21