Marc und Kusi im Interview mit Rosmarie Bernasconi

Marc Frick wurde 1975, im Zeichen des Löwen, in Bern geboren. Nach seiner Ausbildung zum Gleismonteur bei der SBB blieb er acht Jahre auf dem Beruf. 1999 wechselte er intern und bildete sich zum Bahnpolizisten weiter.
2001 absolvierte er die Polizeischule bei der da-maligen Stadtpolizei Bern. Nach wie vor ist er als Polizist bei der Kantonspolizei Bern, im Be- reich Schwerverkehr und Landwirtschaft tätig.
«Mein Name ist Marc Frick und ich bin seit über dreissig Jahren Sammler.» So in etwa könnten meine Einstandsworte in einer Gruppe Sucht kranker klingen. Nein, ich möchte keinesfalls Abhängige ins Lächerliche ziehen, mich über Menschen lustig machen, die mit wirklichen Suchtproblemen zu kämpfen haben. Tatsächlich habe ich mich schon oft gefragt, bin ich süchtig? Sammelsüchtig? Und sicherlich ist die Frage berechtigt. Wo hört das normale Sammeln auf und wo beginnt die Sucht?» überlegt sich Marc.
Er beschreibt in seinem neuen Buch «WIR SCHWEIZER, WIR SAMMLER», die unterschiedlichsten Aspekte des Sammelns. Es sind berührende und humorvolle Geschichten, die zum Nachdenken anregen und manches Sammlerherz höher schlagen lässt.
Zur gleichen Zeit wie dieses Buch erscheint, ist das Thema Sammeln ebenfalls in der Berner Zeitung ein grosses Thema. Doch erst als das Buch von Marc fertig auf dem Tisch lag, kam mir die Idee, dass es viele unterschiedliche Sammlungen gibt, und die Unterschiedlichkeit des Sammelns begeisterte mich. Nein, ich sage jetzt niemandem, dass rund 450 Tassen bei mir zu Hause im Büchergestell stehen … Jedenfalls hatte ich spontan die Idee, „meine” beiden Sammler Marc Frick und Markus von Känel zu einem Interview zu treffen. Zwei so unterschiedliche Menschen, zwei so unterschiedliche Sammler, dies faszinierte mich.
Wir trafen uns in der Sammlung von Markus von Känel, im Monbijouquartier. Kusi ist in Bern kein Unbekannter, er ist im Zeichen Waage im Jahre 1972 geboren und arbeitet seit vielen Jahren bei Telebärn. Ich war gespannt auf das Treffen der beiden. Auf dem Sofa, das vor lauter Spielzeuge kaum mehr Platz in dem riesigen Raum hat, nahmen Marc und Kusi Platz und es dauerte keine Sekunde, bis die beiden in einem lebhaften Gespräch vertieft waren. Nicole, die Mattegucker-Fotografin, kam dazu und sie war mit staunen, schauen und fotografieren beschäftigt.

«Wann habt ihr mit sammeln begonnen?»

Marc: «Das ist wohl schon seit meiner Kindheit so. Von Kind an bin ich Oldtimerfan, später kamen alte Tanksäulen dazu. Knight Rider
faszinierte mich und von Autos war ich immer schon hingerissen. Später begeisterte ich mich zudem für die alten Werbeschilder aus Email.»
Kusi: «Ich habe 1996 mit sammeln begonnen. Mein älterer Bruder hatte bereits eine Sammlung von Romanheftli und Comics – er hat wahrscheinlich über 100’000 Heftli, Bücher VHS Kassetten! Mein Vater war Film und Roman-Fan, hauptsächlich das englische Grusel-Genre faszinierte ihn und er hatte einen herrlich schwarzen Humor. Das haben wohl mein Bruder und ich geerbt. Der gelernte Drucker und Kunstschulabsolvent erzählt, dass er eine sehr schöne Kindheit hatte und ihm seine Eltern bereits sehr früh das Fernsehen erlaubt hatten. Der Fernseher war ein guter Aufpasser gewesen und auch wenn Klein-Markus im Vergleich zu seinen gleichaltrigen Spielkameraden verhältnismässig viel Zeit vor dem Kasten verbrachte, habe er keinen Schaden davongetragen. «Ich habe schon früh Sendungen wie Raumschiff Enterprise und alles, was mit dem Weltraum zu tun hatte, sehen dürfen und die entsprechenden Figuren und Requisiten haben mich schon von Anfang an begeistert.»

«Weckt sammeln Emotionen?»

«Sammeln weckt Emotionen und wenn du krank bist, ist das Sammeln unwichtig. Ich denke, dass das Sammeln auch ein Barometer der Gesundheit ist, und sobald du wieder gesund bist, kommt die Sammlerleidenschaft zurück, wie wenn nichts gewesen wäre. Für einen Mo- ment ist das Gespräch zwischen Marc und Kusi ernst geworden.
Die Sammlung von Marc befindet sich in Sumiswald in einem ehemaligen Kuhstall und ist nun sein „Bubenzimmer” 30 Meter lang und 12 Meter breit. In diesem ehemaligen Kuhstall befinden sich unzählige Tanksäulen, Emailschilder, Oldtimer und die ganze Decke ist mit Schildern dekoriert.
Kusi opferte damals sein Schlafzimmer zu Gunsten seiner Sammlung und als er umzog wurde die Sammlung im Keller eingerichtet. Schon bald fand er Räumlichkeiten, in denen seine Sammlung einigermassen Platz fand.
«Es war ein herrliches Gefühl, diese Szenarien aufzubauen und die Betrachter können nun drum herumlaufen», erzählt Markus stolz. Eine Sammlung ist nie abgeschlossen, diese typische Aussage von Sammlern bestätigen sowohl Kusi wie auch Marc. Es sei nie sein Ziel gewesen, von einer Serie jedes Stück zu haben, viel mehr wollte er mit der unglaublichen Vielfalt die Sammlung bereichern. Mittlerweile ist auch dieser Raum gefüllt und wer weiss, welche Galaxien sich für die Sammlung von Kusi noch öffnen werden.

«Könnt Ihr Gegenstände loslassen, verkaufen oder verschenken?»

Von Kusi kommt ein ganz klares Nein. Marc findet, er sei nur der Hüter der alten Sachen, die eher älter sind als er selbst. «Ich kann gerne etwas verschenken oder verkaufen. Klar gibt es Gegenstände, die ich behalten will», betont Marc.
«Ich bekomme auch viel geschenkt und das steht auf meiner Sammlerliste – ich habe alles aufgelistet und ich weiss genau was von wem ist oder was ich etwas selber gekauft habe», wendet Kusi ein.

«Und wenn etwas beziehungslos geworden ist, kannst du dann loslassen?», will ich von Kusi wissen.

«Ex-Freundinnen kann ich gut loslassen, das sind eben keine Figuren.» Wir lachen. «Wenn ich eine Figur verkauft habe, leide ich darunter und ich suche sie dann wieder, damit die Sammlung wieder komplett ist.»
«Seid ihr beide süchtig?» Sie schauen sich verständnisvoll an.
«Ja ich bin wirklich süchtig. Wenn ein neues Playmobil erscheint muss ich es jetzt haben und nicht erst in zwei drei Jahren. Jede Pore meines Körpers will das haben, auch wenn ich es einige später Zeit günstiger erwerben könnte. Ich glaube da bin ich nicht ganz normal, aber dazu stehe ich auch», erklärt uns Kusi und grinst. Übrigens: Kusi betreibt einen You- Tubes-Channel seit 2018 und stellt Spielzeug und bewertet es auch.
Marc und Kusi hätten noch viel zu erzählen, das würde ein ganzes Buch füllen. Doch Nicole möchte gerne endlich die Bilder machen, bevor sie weiterziehen muss. Ich habe viel über das Sammeln und der Sammelsucht gelernt und staune, welche Emotionen in einer Sammlung stecken können. Und ich gehe meine Erinnerungen durch, was ich bisher warum gesammelt habe. Ich bin überrascht, was da alles zusammenkommt.

Herzlichen Dank Kusi und Marc für eure Zeit und das humorvolle, spannende und ernste Gespräch.
Text: Marc Frick und Rosmarie Bernasconi,
Bilder: Nicole Stadelmann

 

Mehr Bilder auf den Seiten 52 bis 55 in der Papierausgabe oder in der PDFausgabe


WIR SCHWEIZER, WIR SAMMLER
von Marc Frick
256 Seiten, ISBN 978-3-906860-46-6
erhältlich im Buchhandel und bei Einfach Lesen


You-Tubes-Channel seit 2018
NERDtv: bit.ly/nerdtiwii


Sandstone - eine weitere Leidenschaft von Markus von Känel
«Sandstone». Das ist der Name einer Mystery-Serie welche mitten im Herzen der Schweizer Stadt Bern spielt. Sie erzählt die Geschichte der geheimen Spezialeinheit "Sandstone", welche ebenso mysteriöse, wie haarsträubend absurde Abenteuer erlebt. Das Team, bestehend aus Menschen mit besonderen Eigenschaften, sieht sich mit ihrem grössten Abenteuer konfrontiert, als die Zeit selbst aus den Fugen gerät.
https://www.startnext.com/sandstone