Zwei konkurriende Wettkämpfer auf ihren Booten

Die Berner Matte erinnert sich gut an das ers- te Schifferstechen in Bern, das einer Idee des damaligen Präsidenten des Aare Club Matte Bern, Martin Seiler, und des bereits verstorbenen Präsidenten der Zunft zu Schiffleuten, Res Urfer, entsprang. 2018 war Feiern noch uneingeschränkt erlaubt und es war ein grandioses Fest mit grossem Publikumsandrang. Einen Blick auf die Wettkämpfe zu erhaschen war gar nicht einfach.
Viel wichtiger war den Schülern und Schüle- rinnen der 5./6. Klasse der Matteschule damals jedoch der Verkauf ihres Buches «Ein Mord, ein Raub und keine Ahnung», welches von der Zunft zu Schiffleuten massgeblich gesponsert worden war. Auch der Aare Club Matte Bern hatte einiges an das Matte-Projekt dieser Klasse beigetragen und so war eine grosse Verbundenheit zwischen Schule und der Veranstaltung der Schifferstecher spürbar.
Diese dritte Ausgabe des Brauchs aus dem Spätmittelalter in Bern verlief etwas ruhiger. Das Wetter war verhalten und die Gästemenge überschaubar. Dennoch baute sich eine gemütliche und freudige Stimmung auf und Teilnehmer/innen, Gäste und Publikum trafen langsam und stetig ein. Die Schule allerdings stand still in der Mitte des Geschehens. Dafür fand ich einige ehemalige Matte-Schulkinder, die sich heute im Aare Club Matte Bern engagieren. Sie halfen beim Rudern der Weidlinge und beim Betreuen der Spielstationen für die kleinen Besucher mit.
Schon am Morgen begannen die ersten Mutigen, sich gegenseitig von den Weidlingen in den Tych zu stossen. Dieser Teil der Aare, die dort normalerweise durch den Rechen durch das Kraftwerk gezogen wird, wurde zu diesem Zweck stillgelegt. Mit Strömung wäre das Turnier nicht möglich. So aber konnten sich zuerst Unerfahrene ins Abenteuer stürzen, was auch von einigen genutzt wurde.
Vor dem eigentlichen Wettkampf gaben die Organisatoren den gemeldeten Teilnehmern und Teilnehmerinnen der JuBu (Junge Burgergemeinde Bern), der Gesellschaften zu Mittellöwen, zu Pfistern, zu Distelzwang und zu Ober-Gerwern, der Zünfte zu Pfistern, zu Schumachern, zu Schiffleuten und zum Affen, Teilnehmern des AWS Birsfelden sowie einigen spontanen Publikumsstechern genaue Anweisungen, wurden Regeln geklärt und der Ablauf besprochen. Dann nahm das Stechen seinen Lauf. Mal um Mal schoben sich die Weidlinge aufeinander zu, exakt aneinander vorbei, hoben sich die Lanzen mit den stumpfgepolsterten Enden und duckten sich die Rudernden, um nicht getroffen zu werden. Das Ergebnis endete fast immer für eine Seite nass. Nicht selten auch für beide, sei es, weil das Gleichgewicht innerhalb der drei Sekunden ebenfalls verloren ging oder weil der oder die Gewinnende danach solidarisch ebenfalls ins Wasser sprang.
Mit Spannung wurde die Ankunft des Stadtpräsidenten Alec von Graffenried und seiner Mitstreiter fürs Promistechen erwartet. Dies waren der Oberbürgermeister von Neuburg an der Donau, Dr. Bernhard Gmehling, sowie Matthias Mast, das ehemalige TeleBärn-Gesicht. Die drei Prominenten schenkten sich nichts – Sieger wurde der hohe Gast aus Bayern.
Wieder trocken und schon auf dem Heimweg, gab sich Alec von Graffenried zufrieden. «Ich finde diesen Anlass lustig, es macht Spass, da teilzunehmen», war sein kurzes Statement mir gegenüber.
Auch andere Prominente sahen sich den Spektakel an, so z.B. Bruno Wild, Präsident der Burgergemeinde, und François von May, Präsident der Gesellschaft zu Mittellöwen. Jeremy Brian Passanah, Zunft zu Schiffleuten, verteilte Infomaterial zum «Tag für alle» am 14. September, an dem sich Organisationen, Gesellschaften
und Zünfte der Burgergemeinde der breiten Öffentlichkeit mit einem vielfältigen Angebot vorstellen.
Am Nachmittag ging der Wettkampf mit dem Königsstechen weiter. Hierbei waren nebst den Berner Stechern vom Aare Club Matte Bern auch die Fischergassler aus Neuburg an der Donau und die Fischerstecher aus Steppurg sowie der Limmatclub Zürich beteiligt. Besonderes Interesse des Publikums erweckten die Frauen, u.a. Jael und Lena Meyer aus Bern. Die meisten Punkte, als einzige ganze 15, erzielte aber Murielle aus Bayern.
So wurde sie, obwohl nicht die Siegerin des Wettkampfs, ebenfalls gefeiert. Der Sieger war derselbe wie bei der letzten Durchführung in Bern: Oli Aebi vom Aare Club Matte Bern. Er erhielt von der Burgerlichen Ersparniskasse ein Konto geschenkt, was ihn besonders freute, da er das geschenkte Konto letztes Mal seinem Sohn gab und inzwischen eine Tochter bekommen hat. Neben ihm auf Platz zwei und drei feierten die zwei Fischergassler Sebbi und Emanuel.
Während das Unterhaltungs-Programm auf dem Mühlenplatz tagsüber von der grandiosen Steelband Lyss bestritten wurde, übernahm am frühen Abend der Mätteler DJ-Stöffu. Den krönenden Abschluss des Tages machten Schnulze & Schnultze mit ihrem Klamauk- Schlager und die ganze Gesellschaft genoss noch lange die Festwirtschaft der Restaurants Fischerstübli und Mühlirad.
Text und Bild: Doris von Wurstemberger

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