Porträt Kathrin LanzEin Raum ausgangs Matte, neben dem «Mühlirad», tagsüber mit Jalousien verschlossen, am Abend beleuchtet, sodass man Personen sich bewegen sieht, an den Fenstern Fotos von «Weissgewandeten», ein Flyer mit Informationen – schon mehrmals hatte ich mich beim Vorbeigehen gefragt, was genau hinter diesen Vorhängen passiert. Im Frühling vor 4 ½ Jahren habe ich die Daten der nächsten Einsteigerkurse auf dem Plakat näher studiert, mir ein Herz gefasst und bin in Jogginghose und T-Shirt erstmals ins Dojo des Karate Club Bern getreten. Der Beginn eines neuen Hobbys, das manchmal fast süchtig macht, Grenzen aufzeigt, spannende Begegnungen und neue Freundschaften ermöglicht hat und für einen Ausgleich im Alltagsleben sorgt.
Solche und ähnliche Erfahrungen haben vermutlich schon manche machen können. Seit seiner Gründung im Jahr 1964 ist der Karate Club Bern in der Matte beheimatet. Nächstes Jahr wird er seinen 50. Geburtstag feiern können. Zu diesem Anlass wird Meister Ohshima, der das im Karate Club Bern gelernte Shotokan Karate in der heutigen Form in der Schweiz eingeführt hat, aus Amerika nach Bern anreisen und mit uns und Karatekas aus der ganzen Schweiz trainieren.
Abgesehen von solchen speziellen Anlässen wird im Karate Club Bern mehrmals in der Woche trainiert: Dienstag und Donnerstag finden Trainings für Kinder ab 8 Jahren statt, Dienstag-, Mittwoch- und Donnerstagabend sowie Samstagmorgen trainieren die Erwachsenen. Dabei ist jedem frei gestellt, ob er einmal die Woche oder viermal kommen will oder ausserhalb der geleiteten Trainings alleine üben will. So unterschiedlich wie die Trainingsrhythmen sind auch die Karatekas – Frauen und Männer verschiedenen Alters, klein, gross, kräftig, schmächtig – gemeinsam ist der gegenseitige Respekt und die Freude an der Bewegung. Die Trainings werden geleitet von erfahrenen Schwarzgurten, welche ihr Wissen und Können unentgeltlich weitergeben.
Aber was muss man sich nun unter Karate vorstellen? Wir zerschlagen weder Ziegelsteine mit der blossen Hand noch schlagen wir wie die Wilden aufeinander los. Geübt werden Grundtechniken mit Armen und Beinen, sei es zur Verteidigung, sei es zum Angriff, Befreiungstechniken, fixe Bewegungsabläufe, die sog. Katas, oder kurze Kämpfe. Verletzungen hatte ich noch nie, den einen oder andern blauen Flecken habe ich allerdings schon davon getragen oder am nächsten Tag nach dem Training jeden Muskel gespürt… Dabei hat sich in den letzten Jahren nicht nur meine Kondition verbessert, sondern ist das Vertrauen darin gewachsen, dass ich mich bei Bedarf wehren könnte und dürfte. Zu diesem Aspekt hat der Karate Club Bern seit kurzem ein neues Standbein eröffnet, Selbstverteidigungskurse für Frauen an zwei Abenden.
Schliesslich kommt auch das gesellige Vereinsleben nicht zu kurz: (Vor-)Weihnachten im Wald, Grillen an der Aare oder einfach ein Schlummertrunk nach dem Training. So habe ich in nächster Nähe zu meinem Zuhause ein neues Hobby gefunden, dass ich nicht nur in Gesellschaft von anderen ausüben kann, sondern mich häufig auch fordert und dabei Spass macht. 

karate schule
Und wer sich das Ganze mal anschauen oder gleich mittrainieren möchte, sei jederzeit willkommen, entweder in einem der ordentlichen Trainings oder in einem Einsteigerkurs (weitere Informationen findet man unter www://kcb.ch). Wir freuen uns auf neue Gesichter!

Kathrin Lanz